Auch in Deutschland könnten noch Millionen Gewehre im Umlauf sein ++ Emrah I. (18) hatte ein Waffenverbot bis 2028
München – Auf Augenzeugenvideos knallen immer wieder Schüsse. Dann taucht Islamist Emrah I. (18) im Bild auf, flieht einer Hausfassade entlang. Mit beiden Händen umgreift der junge Mann eine gefährliche Waffe, ein sogenanntes Repetiergewehr aus der Weltkriegszeit.
I. feuerte, konnte aber zum Glück niemanden tödlich verletzen. Doch wie kam der Österreicher an das Gewehr?
Schütze kaufte Waffe wohl auf Schwarzmarkt
Woher Emrah I. die Waffe hatte, ist offiziell bislang unklar – regulär erworben hat der Islamist sie aber wohl nicht. Denn bekannten Islamisten oder Rechtsextremisten würden solche Waffen nicht verkauft bzw. sofort entzogen. Mittlerweile wurde auch bekannt, dass gegen den 18-Jährigen im vergangenen Jahr wegen des Verdachts der religiösen Radikalisierung ermittelt wurde. Laut der Nachrichtenagentur APA sei Islamismus-Propaganda auf seinem Handy gefunden worden.
Die Folge: ein Waffenverbot gegen I., das bis 2028 andauern sollte. 2023 seien die Ermittlungen eingestellt worden.
Waffenexperte Lars Winkelsdorf zu BILD: „In Deutschland braucht man für ein solches Repetiergewehr eine Waffenbesitzkarte. In Österreich und anderen Ländern sind solche Waffen frei erwerblich, man muss sie aber anmelden, es gibt eine Registrierungspflicht.“
Der Schütze von München werde sie deshalb wohl auf dem Schwarzmarkt erworben haben.
„Dort kosten solche historischen Waffen ab 200 bis 300 Euro. Auch die Munition kann man auf dem Schwarzmarkt recht einfach erwerben.“
Waffe hat großen Rückstoß
Auf einem Video, das im Internet kursiert, sieht man, wie Emrah I. offenbar seine Waffe lädt, wenige Meter geht und dann schießt.
Experte Winkelsdorf: „Ein solches Repetiergewehr inklusive der Munition ist bekannt für einen relativ großen Rückstoß. Man muss jedes Projektil einzeln nachladen, kann also keine Salven abgeben.“ Auch wenn man ein wenig Übung im Umgang benötige, seien die Waffen jedoch genauso gefährlich wie moderne Gewehre.
Langwaffen waren früher frei verkäuflich
Geladen werden sie mit der Patrone „8 x 57 IS“ (Infanterie Spitz). Das war die Standard-Munition für Gewehre des Deutschen Militärs während der beiden Weltkriege.
Winkelsdorf warnt zudem, dass noch unzählige solcher Gewehre im Umlauf seien – denn bis 1976 seien faktisch alle Langwaffen in Westdeutschland frei verkäuflich gewesen. „Man konnte sie per Katalog kaufen wie Unterhosen. Seriösen Schätzungen zufolge waren damals rund 30 Millionen solcher Waffen allein in der BRD im Umlauf.“
Und weiter: „Uns drohen jetzt große Probleme, die Angst machen können. Denn die Waffen sind weiter im Umlauf, manche standen bis zu Opas Tod in dessen Schrank – und geraten jetzt massenhaft auf den Schwarzmarkt. Die Politik diskutiert gerade über ein Messerverbot, sollte sich aber besser darum kümmern, dass illegale Waffen eingesammelt werden. Ansonsten drohen immer öfter solche Vorfälle wie in München.“