Die Debatte um die „One-Love“-Binde sorgte für mächtig Ärger im DFB-Team. Offenbar gab es mehrere Fraktionen und wenig Einigkeit im Umgang mit den gesellschaftlichen Themen.
Der viel diskutierte Wirbel um die „One-Love“-Binde bei der WM 2022 hatte im deutschen Team offenbar deutlich mehr Sprengkraft, als bisher angenommen. Sport1enthüllte am Sonntag neue und hochbrisante Infos.
Die PR-Kampagne des DFB bezüglich der „One-Love“-Binde entpuppte sich als Desaster, das offenbar auch großen Anteil am sportlichen Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der WM in Katar hatte.
Nachdem die FIFA das Tragen der Binde untersagt und mit harten Sanktionen gedroht hatte, hat es im deutschen Team kurz vor dem Auftaktspiel gegen Japan wohl „richtig geknallt“, wie Sport1-Reporter Patrick Berger am Sonntag im „Doppelpass“ enthüllte.
DFB-Team im Zwist um die „One-Love“-Binde: „Gab mehrere Fraktionen“
„Es war ein riesen Thema in der Mannschaft“, machte Berger deutlich. „Dieses Theater – einen Tag vor dem Japan-Spiel -, eine Stunde im Mannschaftshotel gesessen – es kam zu einem richtigen Knall in dieser Sitzung“, beschrieb Berger das Innenleben der „One-Love“-Debatte im deutschen Team.
Einen Konsens im Umgang mit dem Verbot der FIFA fand die Mannschaft so knapp vor dem Auftaktspiel offenbar nicht. „Es gab mehrere Fraktionen. Es gab die Fraktion Leon Goretzka und Manuel Neuer, die sich als meinungsstarke Führungspersönlichkeiten sehen, die auch natürlich vor dem Turnier gesagt haben: ‚wir müssen als Mannschaft Zeichen setzen‘. Und es gab die Fraktion Gündogan und Rüdiger, die gesagt haben: ‚wir wollen uns auf Fußball konzentrieren, wir wollen das nicht machen‘.“
Dem zu entnehmen ist, dass es bereits vor dem Turnier Unstimmigkeiten über das Tragen der Binde gab, die durch die Reaktion der FIFA, so knapp vor dem Auftakt, noch einmal deutlich verschärft wurden. Berger erklärte, welche Auswirkungen das hatte.
„Es soll sogar so gewesen sein, dass aus dieser Mannschaftssitzung auch Spieler rausgelaufen sind und gesagt haben: ‚ich mach‘ das hier nicht mehr mit‘.“
Unter diesem Licht scheint die Debatte um die „One-Love“-Binde doch einen enormen Anteil am enttäuschenden Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der WM gehabt zu haben. Im Bestreben um eine Lösung einigte sich die Mannschaft schließlich auf die Geste, während des Mannschaftsfotos die Hand vor den Mund zu halten.
„Dann war dieser kleinste gemeinsame Nenner eben zu sagen, wir machen dieses ‚Mund zu-Symbol‘. Es gab erst Ideen vom DFB, dieses Herz-Symbol zu machen, was Goretzka mal getan hat“, schloss Berger.
Der Sport1-Reporter ergänzte, dass es „extreme WM-Stimmung“ im Land gab. Die Nationen, die in Katar dahingehend weniger vertreten waren, so Berger, seien eben Deutschland, Dänemark und die Niederlange gewesen. Die anderen Nationen und Teams hätten sich eher frei von der gesellschaftlichen Debatte gemacht.
Deutschlands „One-Love“-WM: Weder Fisch, noch Fleisch
Bergers Berichterstattung zeigt, wie groß das Fiasko um die „One-Love“-Debatte im DFB-Team tatsächlich war. Nicht nur, dass es einen enormen Einfluss auf das sportliche Abschneiden hatte, sondern auch nicht geschlossen von der Mannschaft gewünscht war.
Das wirkt ganz so, als wäre das Thema „Zeichen setzen“ seitens der deutschen Nationalmannschaft nicht Fisch, nicht Fleisch gewesen. Unter diesem Aspekt hätte der DFB schlichtweg ganz anders mit der Thematik umgehen müssen; die Mannschaft hätte schon vor dem Turnier einen Konsens gebraucht, inwieweit sie den gesellschaftlichen Diskurs aktiv mitgestalten will oder eben – wie es die Fraktion Antonio Rüdiger und Ilkay Gündogan forderte und wie es die meisten anderen Nationalteams wohl machen – sich auf das Sportliche konzentrieren.
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Dieser Artikel wurde ursprünglich auf 90min.de als „Hat richtig geknallt“ – Sport1 enthüllt brisante Details um die „One-Love“-Debatte im DFB-Team veröffentlicht.
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