Der Telegram-Chef hat seine Festnahme in Frankreich kritisiert. Es sei „überraschend“, dass er für Inhalte verantwortlich gemacht werde, die andere Menschen teilten.
Telegram-Gründer Pawel Durow hat die Ermittlungen gegen ihn kritisiert. Auf dem Messenger schrieb er, dass es „überraschend“ sei, dass er für die von anderen Menschen geteilten Inhalte verantwortlich gemacht werde. Es war seine erste öffentliche Äußerung seit seiner Festnahme in Frankreich Ende August. Vorwürfe, Telegram sei „eine Art anarchistisches Paradies“, bezeichnete er als „vollkommen unwahr“.
Durow war Ende August am Flughafen Le Bourget bei Paris festgenommen worden. Die französische Justiz wirft ihm vor, nicht genügend gegen die Verbreitung krimineller und extremistischer Inhalte auf seiner Plattform zu unternehmen. Zudem wird gegen ihn wegen Beihilfe zu Drogenhandel, Kindesmissbrauch, Geldwäsche und anderer Straftaten ermittelt. Durow kam auf Kaution frei, darf Frankreich aber vorerst nicht verlassen.
Durow kritisierte „die Anwendung von Gesetzen aus der Vor-Smartphone-Ära, um einen CEO für Straftaten anzuklagen, die von Dritten auf der von ihm verwalteten Plattform begangen wurden“. Dies sei ein „fehlgeleiteter Ansatz“.
Zugleich räumte Durow in seiner Botschaft ein, dass die stark steigenden Nutzerzahlen Telegrams „Wachstumsschmerzen verursachen, die es Kriminellen leichter machen, unsere Plattform zu missbrauchen“. Er habe es sich daher zum persönlichen Ziel gemacht, „die Dinge in dieser Hinsicht merklich zu verbessern“. Wo Telegram sich mit örtlichen Aufsichtsbehörden nicht auf „die richtige Abwägung zwischen Privatsphäre und Sicherheit“ einigen könne, „sind wir bereit, das Land zu verlassen“, sagte er.
Russland vor zehn Jahren verlassen
Durow hatte zusammen mit seinem Bruder Nikolai das russische Netzwerk Vkontakte gegründet. 2011 wurde die Platform von Demonstrierenden genutzt, um gegen den Ausgang der Parlamentswahl zu demonstrieren. Der russische Geheimdienst FSB verlangte von Durow nach eigener Aussage, die Gruppen der Demonstrierenden zu schließen. Demnach verließ er unter anderem deswegen 2014 das Land. Im russischen Staatsfernsehen war immer wieder von einem politischen Prozess gegen Durow die Rede. Die Sympathien im Land nahmen seit seiner Festnahme zu.
Durow ist Vertreter einer libertären Weltsicht und sprach im Zusammenhang mit Telegram immer wieder davon, mit dem Messenger freie Meinungsäußerung gewährleisten zu wollen.