Eine Recherche des Wall Street Journal zur Nord-Stream-Sprengung über eine Beteiligung der Ukraine sorgt für Aufregung. Im Netz herrscht Rätselraten, aber auch Belustigung.
Falls der Bericht des Wall Street Journal stimmen sollte, könnte es in Deutschland zu einer regen Kontroverse kommen. Reporter des amerikanischen Mediums haben mit Bezug auf ukrainische Quellen einen Text veröffentlicht, der ukrainischen Militärs und Geschäftsleuten die Schuld am Nord-Stream-Attentat gibt.
Die Idee, die Pipeline zu sprengen, soll bei einer Party in der Ukraine entstanden sein, bei der auch der damalige Militärchef Walerij Saluschnyj teilgenommen haben soll. Der BND soll Tage nach der Sprengung Hinweise bekommen haben, dass Ukrainer die Sprengung vollzogen hätten. Polnische Behörden hätten laut eines Berichts der Welt die deutschen Behörden wissentlich im Unklaren gelassen, dass die Aktion von Polen aus geplant worden sein soll. Am Mittwoch wurde vermeldet, dass der Generalbundesanwalt gegen den Ukrainer Wolodymyr S. einen Heftbefehl erlassen hatte, der von Polen aus in die Ukraine geflohen sein soll.
Die linksliberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza hat am Donnerstag darüber berichtet, die Berliner Zeitung ebenfalls. Im Netz wird wild spekuliert, ob damit nun das Rätselraten über die Schuldigen beendet sei oder tatsächlich niemals ein Schuldiger gefasst werde. Viele amerikanische Journalisten berichten, dass die Recherchen des Wall Street Journals schlüssig klingen. In den Monaten zuvor hatten Journalisten wie Seymour Hersh noch behauptet, amerikanische Behörden würden hinter dem Anschlag stecken. Ähnliches hatte der heutige polnische Außenminister Radoslaw Sikorski auf X angedeutet. Andere spekulierten, ob der Anschlag eine False-Flag-Operation der Russen war. Recherchen der Wochenzeitung Die Zeit legten monatelang nahe, dass ukrainische Staatsbürger die Anschläge organisiert hätten. Diese Version verdichtet sich nun, auch wenn immer noch keine Gewissheit herrscht.
Die vielen Theorien sorgen nicht nur für Rätselraten, sondern auch für Belustigung im Netz. Aus aktuellem Anlass hat der Satiriker Snicklink ein Video gepostet, das sich satirisch mit den verschiedenen Versionen auseinandersetzt.