Debatte um Sprache

Elke Heidenreich findet Gendern „aufgeblasen und dumm“

10.11.2024
Lesedauer: 2 Minuten
„Altern ist ein Geschenk“: Die Autorin Elke Heidenreich auf der Buchmesse in Frankfurt Mitte Oktober. Foto: Frank Röth

Wörter mit Sternchen, aber weg mit dem „Oberindianer“ bei Udo Lindenberg? Autorin Elke Heidenreich empfindet sprachliche Eingriffe dieser Art als unangemessen: „Das ist Schwachsinn.“

Schriftstellerin Elke Heidenreich wendet sich gegen sprachliche Eingriffe in Literatur. Das Streichen von Begriffen wie „Oberindianer“ aus dem Song von Udo Lindenberg, wie es kürzlich das Humboldt Forum vor einer Chor-Aufführung des Liedes in den eigenen Räumlichkeiten vorschrieb, „macht mich nicht nur unglücklich, sondern empört“, sagte die 81-Jährige der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) beim Literaturwochenende auf der Insel Sylt. „Ich finde, das ist Schwachsinn. So wie man die Musik von Wagner nicht ändert, hat man auch nicht in Literatur herumzupfuschen.“

Das Wort „Oberindianer“ stammt aus Lindenbergs Lied „Sonderzug nach Pankow“; er wandte sich damit vor rund 40 Jahren an die Menschen und die Staatsregierung der DDR, um Auftrittsmöglichkeiten im sozialistischen Ostdeutschland zu erreichen.

Gendern reduziere aufs Geschlecht

Das Gendern hasse sie „sogar noch mehr“, so die Autorin weiter. „Das werde ich niemals tun.“ Sie wolle sich „durch *innen“ nicht auf das „Mädchen in mir reduzieren lassen“, sagte Heidenreich. „Ich bin Autor, verdammt noch mal. Ich bin Schriftsteller. Wenn andere das machen, akzeptiere ich es, nehme mir aber das Recht heraus, es scheußlich zu finden.“ Für sie sei Gendern „aufgeblasen und dumm“.

Angesichts des Ampel-Aus und der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten bleibt die Schriftstellerin gelassen. Ihr Leben gehe „einfach weiter“, sagte sie. „Vielleicht ist der politische Zeitpunkt auch perfekt, um der Welt zu zeigen, dass Literatur, Kultur, Kunst trotz der Wahl und dem Zusammenbruch der Bundesregierung eine Rolle spielen.“

Literatur könne „nicht nur Denkimpulse geben, sondern tröstlich sein und demütig machen, Teil einer Demokratie zu sein, in der alle sagen dürfen, was sie denken“, so Heidenreich. Die Leute könnten durchs Lesen lernen, sich der Realität zu stellen.

Sie selbst sei eine „sehr glückliche 81-Jährige“, sagte die Autorin, die kürzlich ein Buch über das Altern veröffentlich hat. „Also nicht nur jammern, sondern weiterleben. Altern ist ein Geschenk. Das Geschenk, leben zu dürfen.“

Quelle: KNA

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