Zensur

Edward Snowden nach Festnahme von Telegram-Gründer Pavel Durov: „Macron nimmt Geiseln“

25.08.2024
Lesedauer: 3 Minuten
Der russisch-französische Gründer von Telegram Pavel Durov im Jahr 2013 beim TechCrunch Disrupt in Berlin. Foto: Dan Taylor/dpa

Pavel Durov ist bei seiner Ankunft aus Baku in Paris festgenommen worden. Politiker aus seinem Heimatland Russland reagieren entsetzt. Elon Musk und Edward Snowden schalten sich ein.

Der ehemalige CIA-Whistleblower Edward Snowden hat die Festnahme von Telegram-Gründer Pavel Durov in Frankreich scharf verurteilt. Sie sei „ein Angriff auf die grundlegenden Menschenrechte, auf freie Meinungsäußerung und Vereinigungsfreiheit“, schrieb der in Russland lebende Snowden am Sonntagnachmittag auf der Mikroblogging-Plattform X.

Weiter hieß es: „Ich bin überrascht und zutiefst betrübt, dass Macron sich auf das Niveau einer Geiselnahme herabgelassen hat, um sich Zugang zu privater Kommunikation zu verschaffen. Das ist nicht nur eine Schande für Frankreich, sondern für die ganze Welt.“

Pavel Durov war am Samstagabend auf dem Flughafen Le Bourget festgenommen worden. Französischen Medienberichten zufolge wurde Durov in Frankreich gesucht, weil die Behörden Vorermittlungen gegen ihn eingeleitet hätten. Er habe sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und unzureichende Kooperation mit den Ordnungskräften des Drogenhandels, Betrugs und Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht – so der Verdacht. Laut TF1 könnte noch am Sonntag ein Ermittlungsverfahren gegen Durov eingeleitet werden.

Der 39-jährige französisch-russische Milliardär wurde von seinem Leibwächter und seinem Assistenten begleitet. Er war gerade aus Aserbaidschan angekommen und wollte den Abend in Paris verbringen, wie Le Monde berichtet. 

Die kriminelle Nutzung seines Nachrichtendienstes durch seine Abonnenten hätte Durov durch Moderation und Zusammenarbeit mit den Ermittlern eindämmen können. „Es reicht mit der Straflosigkeit von Telegram“, zitieren französische Medien einen der Ermittler. Es sei überraschend, dass Durov beschlossen habe, trotzdem nach Paris zu kommen, obwohl er wisse, dass er gesucht werde.

Durov hatte Telegram 2013 mit seinem Bruder Nikolai gegründet. Die Brüder hatten zuvor den russischen Online-Dienst Vkontakte entwickelt, der Facebook ähnelt.

Bei Telegram können Chats Ende-zu-Ende-verschlüsselt als geheime Chats geführt werden. Der Dienst wirbt damit, dass er anders als US-Angebote die Daten nicht zur kommerziellen Verwendung preisgibt. Telegram steht auch in Deutschland als Plattform für Rechtsextreme und Verschwörungstheorien in der Kritik.

Russland entsetzt über Durovs Festnahme

Russland reagierte sofort auf die Festnahme Pavel Durovs. Russland müsse seine sofortige Freilassung fordern, sagte der stellvertretende Sprecher der russischen Staatsduma, Wladislaw Davankow. „Kaum jemand sonst hat mehr für die Entwicklung digitaler Dienste in Russland und der Welt getan“, schrieb er in seinem Telegram-Kanal.

Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, erinnerte daran, dass westliche Nichtregierungsorganisationen die Entscheidung eines russischen Gerichts im Jahr 2018, Telegram zu sperren, verurteilt und Russland aufgefordert hatten, „keine Hindernisse in der Arbeit des Messengers zu schaffen“. Die jüngste Entwicklung werfe die Frage auf, ob sie nun seine Freilassung fordern „oder ihre Zunge verschlucken werden“, schrieb Sacharowa.

Der Eigentümer der Mikroblogging-Plattform X, Elon Musk, reagierte ebenfalls auf die Festnahme von Durov in Frankreich: „Freiheit, Freiheit, Freiheit?“, schrieb er am frühen Sonntagmorgen auf Französisch. Er postete auch einen Ausschnitt aus einem im April ausgestrahlten Interview von Durov mit dem amerikanischen Moderator Tucker Carlson, in dem er sagt, dass die Übernahme von X durch Musk X, eine großartige Entwicklung sei. Es wird Fehler geben, räumte er ein, aber alles in allem sind sowohl X als auch Telegram Plattformen, die einen positiven Einfluss auf Innovation und Wirtschaft haben. (mit AFP)

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