Die politische Korrektheit sorgt im Behörden-Alltag für absurde Situationen: In einem offiziellen Dokument erwähnt das Bezirksamt Berlin-Mitte eine Straße, die es gar nicht gibt – und kommt so Befindlichkeiten von Aktivisten entgegen.
In einer Bezirksamtsvorlage für die Sitzung am 23. Juli heißt es unter Punkt 1: „Erweiterung des Denkmalschutzes bei den Kolonaden in der MStraße“.
Abgesehnen vom Rechtschreibfehler (Kolonnaden schreibt sich mit zwei n) werden sich die Bewohner von Mitte verwundert die Augen reiben: Wo ist eigentlich die MStraße?
Die gibt es gar nicht! Im Bezirk tobt seit Jahren ein erbitterter Streit um die Umbenennung der Mohrenstraße. Über den Ursprung des Namens gibt es unterschiedliche Theorien. Kritiker sehen das Wort Mohr als Beleg für Rassismus und Kolonialismus. Befürworter vermuten die Mauren (Stämme aus Nordafrika) als Namensgeber. Aktivisten und Politiker links der Mitte verwenden den Begriff MStraße – obwohl die Mohrenstraße weiterhin existiert.
Aber warum taucht nun das Wort MStraße in den Dokumenten auf? „Die BVV hat diesen Antrag so genannt und das Bezirksamt muss bei der Beantwortung den Titel dementsprechend übernehmen“, so ein Sprecher der Behörde.
Urheber des Antrages ist die SPD-Fraktion im Bezirksparlament. Warum spricht sie von der MStraße?
„Unsere Fraktion setzt sich dafür ein, dass berechtigte Sensibilitäten aller Menschen berücksichtigt werden. Wir streben eine inklusive und respektvolle Stadtgestaltung an“, so die beiden Fraktionsvorsitzenden Susanne Fischer und Dorothea Riedel zur B.Z.
Es sei üblich, dass Abkürzungen für bekannte Orte verwendet werden – wie zum Beispiel „Leo“ für Leopoldplatz oder Kudamm für den Kurfürstendamm.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Sebastian Pieper kritisiert hingegen einen „unbeholfenen Umgang mit dem Wort Mohrenstraße“. Schon der Umbenennungsbeschluss vor vier Jahren (ohne eine echte Bürgerbeteiligung) zeige deutlich „die fehlende Souveränität im Umgang mit dem Thema“. Pieper weiter: „Es ist für die allermeisten Bürger nicht nachvollziehbar, welche Straße im konkreten Fall gemeint sein könnte. Aufarbeitung deutscher (Kolonial-)Geschichte ist viel mehr als Tilgung von Begriffen unter dem Vorwand einer falsch-verstandenen Wokeness.“