Ab Oktober sollen neue Corona-Regeln gelten: Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden sowie in Bus und Bahn oder auch Zugangsbeschränkungen bei Veranstaltungen gehören dazu. Es sind weniger Regeln als im vergangenen Jahr und auch weniger strenge Regeln. Aber beim genauen Hinsehen finden sich erstaunliche Ungereimtheiten, findet Michael Kaste. Ein Kommentar.
Die gute Nachricht zuerst: Ein Lockdown soll im kommenden Winter vermieden werden. Schulen, Geschäfte und Restaurants sollen offen bleiben. Man wünscht den Regierenden in Bund und Ländern, dass sie dabei bleiben und nicht bei steigenden Infektionszahlen einknicken.
Lauterbach liefert keine FFP2-Begründung
Doch damit sind wir auch schon bei den schlechten Nachrichten. Im öffentlichen Verkehr, in Bussen, Bahnen und Flugzeugen sollen ab Oktober FFP2-Masken getragen werden. Bislang galten die einfachen medizinischen Masken als ausreichend. Ein gute Begründung für diese Verschärfung sucht man vergebens. Ganz im Gegenteil spricht der Gesundheitsminister davon, dass wir es im Herbst vermutlich mit der relativ harmlosen Omikron-Variante zu tun haben werden. Keine Rede mehr vom Killer-Virus. Warum einer geringeren Gefahr mit einer verschärften Maskenpflicht begegnet werden muss, bleibt das Geheimnis von Karl Lauterbach.
Bürger sollten über Masketragen entscheiden
Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, die Entscheidung über das Masketragen in das Ermessen mündiger Bürger zu stellen. Das hätte etwas mit Respekt zu tun. Respekt vor Menschen, die jeden Tag verantwortliche Entscheidungen für ihr Leben treffen und ganz nebenbei auch dieser Regierung ins Amt verholfen haben. Diesen Respekt hatte Olaf Scholz zum zentralen Thema seines Wahlkampfs gemacht. Man wüsste jetzt gerne, wie Scholz zu den neuen Corona-Plänen steht und wie er das Wort Respekt in diesem Zusammenhang buchstabiert. Doch der Kanzler schweigt, wieder einmal.
Erhöhter Druck auf Dreifachgeimpfte
Quasi durch die Hintertür wird mit dem neuen Corona-Plan auch der Druck auf all jene erhöht, die bereits dreifach geimpft sind. Denn der Zutritt zu öffentlichen Veranstaltungen soll nur dann problemlos möglich sein, wenn die letzte Impfung weniger als drei Monate zurückliegt. Wer sich also im zurückliegenden Jahr an alle Empfehlungen gehalten hat und schon längst geboostert ist, wird nachträglich bestraft – es sei denn, er zieht einen vierten „Pieks“ in Erwägung.
Davon raten die maßgeblichen Experten in Deutschland bislang ab, zumindest für gesunde Menschen unter 70. Lauterbach sieht das anders. Wieder einmal zwingt der angstgetriebene Gesundheitsminister dem Land Regeln auf, die weder einer inneren Logik folgen noch wissenschaftlich begründet sind. Das neue Corona-Regelwerk – es ist ein Kompendium der Widersprüchlichkeit.