Gunnar Schupelius

Klima-Kämpfer haben sich in einen großen Widerspruch verwickelt

25.09.2022
Lesedauer: 3 Minuten
„Klimastreik“ in Berlin: Am Freitag versammelten sich rund 30.000 Demonstranten und forderten 100 Milliarden Euro für Maßnahmen gegen den Klimawandel Foto: picture alliance / SULUPRESS.DE

Die Fridays for Future-Leute verlangen 100 Milliarden Euro für den Klimaschutz. Gleichzeitig bekämpfen sie unser Wirtschaftssystem, das diese Leistung erbringen müsste. Das passt alles nicht zusammen, meint Gunnar Schupelius.

Am Freitag rief die Bewegung „Fridays for Future“ in mehreren Städten zu einem großen „Klimastreik“ auf. In Berlin versammelten sich rund 30.000 Menschen, überwiegend junge Leute, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.

Aus ihren Reihen wurden zwei Forderungen laut. Erstens verlangen sie sehr viel Geld.

„Wir fordern ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro von der Bundesregierung für mehr Klimasicherheit, etwa durch kostenlosen ÖPNV, sowie Reparationszahlungen an jene Länder, die schon jetzt besonders unter der Klimakrise leiden“, sagte die Berliner Fridays-Sprecherin Darya Sotoodeh.

„Kilmaschutz ist wichtiger als Aufrüstung“, rief eine Demsontrantin in die Kamera, in Anspielung auf die 100 Milliarden Euro, die der Bundeswehr zugesagt wurden.

Zweitens forderten die Aktivisten, dass der „Kapitalismus“ überwunden werden müsse, denn die „Profitmaximierung“ der Unternehmen sei eine der wesentlichen Ursachen, weshalb es mit dem Kampf gegen den Klimawandel nicht vorangehe.

„Brecht die Macht der Banken!“ riefen die Demonstranten in Sprechchören. „Planet over profit“ hatte eine junge Frau auf eine Pappe gemalt, die sie über ihren Kopf hielt. „Wir müssen das Wirtschaftssystem grundsätzlich verändern“, sagte die Sprecherin Darya Sotoodeh.

Wie passt das alles zusammen? Ein „Sondervermögen“ ist ja nichts anderes als ein Schuldenberg wie jeder andere auch, nur dass die Kreditaufnahme an bestimmte Ausgaben gekoppelt ist. Die 100 Milliarden Euro, die Fridays for Future verlangt, müssten am Kapitalmarkt aufgenommen werden.

Das Geld, das sich der Staat dort leiht, wird von den Unternehmen erwirtschaftet und von den Banken bereitgestellt, also von der Marktwirtschaft, die nach der marxistischen Deutung „Kapitalismus“ genannt wird.

Die deutsche Wirtschaft besteht überwiegen aus mittelständischen Firmen, die 60 Prozent aller Arbeitsplätze schaffen, darunter 2700 Weltmarktführer. Sie sorgen dafür, dass der Staat Sozialleistungen und Umweltschutz überhaupt erst finanzieren kann. In der sozialistischen Planwirtschaft stünde dieses Geld gar nicht zur Verfügung.

Die Fridays-Kämpfer verlassen sich also auf ein System, dass sie eigentlich abschaffen wollen. Sie haben sich in einen großen Widerspruch verwickelt. Sie geben sich als Retter der Welt und zeigen mit dem Finger auf alle anderen, die nach ihrer Meinung untätig bleiben. Dabei haben sie gar keine zündende Idee. Sie halten einfach nur die Hand auf.

Frisch geföhnt, gut gekleidet, gut ernährt und gut gelaunt gehen sie auf die Straße. Sie leben gut, weil es in diesem Land noch genug Strom und Wärme gibt, die mit Kohle, Kernkraft und Gas erzeugt werden.

Sie wissen gar nicht, wie eine Industrienation allein mit Sonnen- und Windkraft funktionieren soll. Sie fordern es trotzdem. Sie merken gar nicht, dass es in diesem Herbst ans Eingemachte geht. Sie sind so gefährlich weltfremd.

Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de

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