Gut für Deutschland: Politiker in Jack-Wolfskin-Jacke – das war gestern. Das strenge Beautyregime durchgestylter Minister von heute ist jedoch für den Steuerzahler leider ziemlich teuer. Solche Ausgaben sind instinktlos.
Deutsche sind bekannt für ihren schlechten Geschmack. Dafür sind alle verantwortlich, die das Bild der Deutschen im Ausland geprägt haben: Träger von Jack-Wolfskin-Trekking-Hosen, abtrennbar in drei Längen für jede Witterung; Liebhaber der karierten Kurzarmhemden und Frauen mit asymmetrischen Haarschnitten. Höchste Zeit also, dass sich die Bundesregierung diesem völlig überholtem Deutschlandbild annimmt – und gegensteuert.
Regierungssprecher Steffen Hebestreit teilte letzte Woche auf Anfrage der CDU mit, wie teuer diese längst überfällige Maßnahme sei. Im November und Dezember gab das Auswärtige Amt laut „Bild“ jeweils mehr als 11.000 Euro für Friseure und Visagisten für Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) aus. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kam im Dezember immerhin auf mehr als 3000 Euro, Familienministerin Lisa Paus (Grüne) auf rund 2700 Euro monatlich.
Da Anfragen an die Bundesregierung selten ohne Hintergedanken gestellt werden, kam die geplante Aufregung selbstverständlich von der Opposition. Der Hamburger CDU-Politiker Christoph Ploß polterte bei „Bild“ und forderte eine Obergrenze für Friseur- und Kosmetikausgaben der Bundesminister. Was Ploß nicht erwähnte: Übertriebene Friseur-Ausgaben sind kein exklusives Ampel-Problem. Das Beautyregime von Angela Merkel kostete den Steuerzahler im Jahr 2022, also nach Merkels Auszug aus dem Kanzleramt, immerhin 39.780,97 Euro.
Es mag ein wenig kontraintuitiv erscheinen, dass ausgerechnet Bundeswuschelminister Robert Habeck (Grüne) für seine Frisur den Steuerzahler nicht zusätzlich belastet. Immerhin attestiertem ihm doch kürzlich Starfriseur Shan Rahimkhan und Modedesigner Michael Michalsky in der ZDF-Doku „Habeck contra Lindner – Ziemlich beste Gegner“ ein adrettes, authentisches Aussehen.
Scherenscharf analysierte der Starcoiffeur in der ZDF-Polit-Sendung auch das Auftreten von Finanzminister Christian Lindner (FDP): „Er ist deutlich männlicher geworden. Und das hat definitiv etwas mit Haaren und Bart zu tun.“ Für diese liberale Männlichkeit reicht übrigens das Ministergehalt, Christian Lindner taucht in Hebestreits Auflistung mit Ausgaben für Haar und Make-up nicht auf.
Reicht das Ministergehalt nicht aus?
Was einigermaßen oberflächlich scheint, ist es natürlich nicht. Es geht weder um die Haarlinie von Lindner noch um die auf die Holzkette abgestimmte Föhnfrisur von Lisa Paus. Es geht um das Selbstverständnis, Geld der arbeitenden Bevölkerung für persönliche Eitelkeiten auszugeben.
Eitelkeiten sind nicht verwerflich. Trotzdem wäre es anständig, wenn sie vom nicht gerade kleinen Ministergehalt bedient würden. Es ist schließlich eine persönliche Entscheidung, wie man sich am Arbeitsplatz präsentiert, auch wenn es sich dabei um die Öffentlichkeit handelt. Was die Finanziers der Minister, also die Steuerzahler, mit ihren von Abgaben und Steuern geschredderten Netto-Gehältern hinbekommen, sollte auch für Minister zu bewerkstelligen sein.
Gemessen am Bundeshaushalt von rund 457 Milliarden Euro pro Jahr sind selbst 11.000 Euro für ein bisschen Minister-Mani-Pedi nichts. Doch gemessen an den durchschnittlichen Preisen für Haarschnitte zwischen 28 Euro (Männer) und 67 Euro (Frauen) sind 11.000 Euro pro Monat dann doch eher viel.
Solche Ausgaben sind instinktlos. Einen Skandal sollte die Opposition daraus aber nicht machen. Er wäre ein wenig an den Haaren herbeigezogen.