Vor etwa drei Wochen habe ich meinen ersten Kommentar in den ARD-Tagesthemen gesprochen. Das Thema: Flüchtlinge. Meine Meinung: Es kommen zu viele und es müssen mehr abgeschoben werden. Dann prasselte die Wut von links auf mich ein.
Es ist schon erstaunlich, wie dünnhäutig einige Menschen – in diesem Fall linksgrüne Gemüter – mittlerweile geworden sind, wenn man an Weltanschauungen rüttelt, die ihnen heilig sind.
Das Thema Asyl steht natürlich ganz oben auf der Liste der verfestigten, unantastbaren Überzeugungen.
Linksgrüne Schnappatmung at its best
Ende Oktober wurde mein allererster Kommentar in den ARD-Tagesthemen ausgestrahlt, es ging um die härteren Abschieberegeln, die die Bundesregierung beschlossen hat. Überfällig und richtig in meinen Augen, aber nur ein winziger Tropfen auf einen brodelnd heißen Stein.
Wer auf die Flüchtlingszahlen schaut, sieht: Auch wenn es zukünftig mehr Abschiebungen gäbe, es kommen in zu kurzer Zeit einfach zu viele illegale Migranten nach Deutschland.
Auf Dauer funktioniert das nicht, es schadet dem sozialen Frieden. Ein migrationskritischer Kommentar eben – mit ein, zwei provokanten Spitzen – der nicht jedem gefällt. Sollte auch so sein. Eine Meinung, bei der alle mitgehen, ist nun mal keine.
Etikettierungs-Wahn: „Nazi“, „Rassist“, „Menschenfeind“
Im letzten Satz des Kommentars habe ich mich vorsorglich vom Rechtspopulismus distanziert – sicherheitshalber, damit diesmal nicht das passiert, was sehr häufig passiert: Missverstanden zu werden oder besser gesagt: Angriffsfläche zu bieten, um absichtlich missverstanden werden zu können. Und in der Folge abgestempelt zu werden – als AfDler, Rassist, Nazi, Menschenfeind.
Passiert ist es trotzdem. Der Kommentar war nun mal kein Jubelgesang auf die Vorzüge der Migration, das war wohl der entsprechende Punkt, der das Milieu getriggert hat, und ab ging‘s. Die linksgrüne Schnappatmung brach aus (ich hatte im Kommentar ja davor gewarnt). Ich bekam zwar sehr viele begeisterte und teils sehr ausführliche Nachrichten.
Darunter waren sogar wahre Gefühlsduseleien von Leuten, die mir mitteilten, wie gern sie diesen Monat ihre „Rundfunkgebühren“ zahlen . Aber es gab eben auch welche mit komplett gegenteiligem Inhalt: Über Instagram und X wurde ich geflutet mit digitalen Kotzsmileys und braunen Hunde-Häufchen. Gut, ich gebe zu, ich habe den Kommentar auch selbst gepostet, also muss ich mit den Reaktionen zurechtkommen.
Ziel: Menschen mundtot machen
Außerdem waren unter den Nachrichten Programmbeschwerden bei der Tagesschau, Beleidigungen und gewagte Anschuldigungen: Ich sei grausam und niederträchtig, grundgesetzfeindlich, würde vielen Menschen den Tod wünschen, sabbele rechtspopulistischen Müll und verbreite nationalsozialistische Positionen zur besten TV-Sendezeit.
Und natürlich waren auch die üblichen einschlägigen Sprüche zur Stelle: „Rassismus ist keine Meinung“, „Menschenfeindlichkeit ist keine Meinung“, „Hass ist keine Meinung“.
Wer – so wie ich – ebenfalls hin und wieder Kommentarspalten durchforstet, kennt diese substanzlosen, moraltriefenden Parolen bereits auswendig. Sie dienen dazu, Argumente zu ersetzen.
Und dazu, Menschen mundtot zu machen. Indem man ihnen das Gefühl gibt: Wer solche Gedanken hat und sie auch noch laut ausspricht, ist ein ganz übler Mensch. Dieses Abstempeln, das In-die-Ecke-stellen von Meinungen, ist übrigens ein Grund dafür, warum manche mittlerweile denken, sie können nicht mehr alles sagen, was sie denken. Sie zensieren sich vorsorglich selbst, aus Angst vor sozialer Ächtung.
Auch Linke vergiften gesellschaftliche Debatten
Es sind also nicht nur die stramm Rechten, die Debatten vergiften, sondern auch Teile der angeblich Tugendhaften im linken Spektrum. Sie legen nur allzu gerne eine Gut-Böse-Schablone auf die Welt.
Mit gleicher Meinung ist man willkommener Freund, mit abweichender Meinung der Feind. Und sie zerstören mit ihren platten Etikettierungen den demokratischen Diskurs, weil sie damit versuchen, legitime politische Ansichten zu etwas Unsagbarem zu machen. Seltsam groß scheint ihr Wunsch nach einer Einheitsmeinung zu sein.
Am gefährlichsten ist der inflationäre Nazi-Vorwurf
Für am gefährlichsten halte ich den inflationären Nazi-Vorwurf, der mich auch diesmal nach dem Tagesthemen-Kommentar heimsuchte. Man muss nicht einmal besonders konservativ eingestellt sein, dass einen diese Nazi-Keule trifft.
Hatte mir das vor einiger Zeit noch einen Schrecken eingejagt – schließlich ist dieser Vorwurf so schlimm, dass er jeden Deutschen auch schocken sollte – löste es dieses Mal, ein paar Shitstorms später, nur noch ein Schulterzucken aus.
Daran ist auch die linksgrüne Social-Media-Blase schuld. Irgendwann gewöhnt man sich dran, dass man in deren Augen ein „Nazi“ ist und bleibt. Und genau das ist das Problem.
Nazi-Verharmlosung aus dem linksgrünen Milieu
Diese selbsternannten antifaschistischen Kämpfer tragen mit dazu bei, dass Menschen auch Rechtsaußen-Politiker nicht mehr so kritisch und als unwählbar ansehen wie noch vor einigen Jahren. Weil sie zu wenig differenzieren.
Wenn jeder gleich „Nazi“ ist, schreckt der Begriff niemanden mehr. Davor wurde schon häufig genug gewarnt. Diese unreflektierte Nazi-Verharmlosung ist mitverantwortlich dafür, dass immer mehr Menschen bei den wahren Rechtsradikalen ebenfalls die Schultern zucken und glauben: „Ach, so schlimm werden die schon nicht sein.“