Gunnar Schupelius

Frau Polizeipräsidentin, dieses Foto müssen Sie uns bitte noch erklären!

04.01.2023
Lesedauer: 3 Minuten
27. Dezember 2022, Hochzeit beim Remmo-Clan in Alt-Buckow. Firas Remmo legt seinen Arm und den Hals eines SEK-Beamten der Polizei. Er macht dieses Selfie und stellt es dann ins Internet Foto: privat/Instagram

Wie war es möglich, dass sich ein SEK-Mann von einem Clan-Mitglied in den Arm nehmen und fotografieren ließ? Polizeipräsidentin Slowik gibt darauf keine sinnvolle Antwort. Das muss sie aber tun, denn hier geht es um das Vertrauen in den demokratischen Staat und seine Beamten, meint Gunnar Schupelius.

Im Internet kursiert ein Foto. Es zeigt Firas Remmo vom Remmo-Clan. Er ist der Sohn des Clanchefs. Firas hat den Arm um einen Polizisten vom Berliner Spezialeinsatzkommando (SEK) gelegt und dann ein Selfie geknipst.

Das Foto ist am 27. Dezember 2022 entstanden, in der Remmo-Villa in Alt-Buckow. Dort wurde eine Hochzeit gefeiert. Die Gäste posierten mit einem echten Tiger, den sie von einem Zirkus entliehen hatten.

Daraufhin schritt das Bezirksamt ein. Zum Schutz der Mitarbeiter wurde die Polizei angefordert, die schickte das SEK, denn wenn es um Clans geht, dann sind Waffen im Spiel.

Als die Mitarbeiter des Bezirksamtes mit den SEK-Beamten in der Remmo-Villa in Alt-Buckow eintrafen, war der Tiger schon wieder fortgebracht.

Firas Remmo nutzte den kurzen entspannten Moment, legte den Arm um die Schulter eines Beamten und fotografierte. Sichtlich selbstbewusst und zufrieden lächelt er in die Kamera.

Wie war das möglich? Wie konnte Firas Remmo den SEK-Mann in den Arm nehmen, wie konnte er das Selfie knipsen? Warum konnte der Beamte das nicht verhindern?

Wir bekamen intern und inoffiziell die Auskunft, es habe sich um eine Maßnahme der „Deeskalation“ gehandelt. Der Beamte hätte natürlich jeden abwehren können, der sich ihm nähert. Wofür sonst ist er ausgebildet?

Aber er sollte es nicht tun oder wenn, dann nur bei Gefahr im Verzuge. Warum? Aus zwei Gründen. Erstens sollte es keine Bilder geben von einem vermeintlich rabiaten Beamten auf einer vermeintlich friedlichen Hochzeitsfeier. Zweitens sollte eine mögliche gewalttätige Reaktion von Clan-Mitgliedern vermieden werden.

Offiziell behauptet die Polizei, der Beamte habe Firas „zur Seite gedrückt“, als er bemerkte, dass Firas das Mobiltelefon zum Fotografieren hob. Stimmt das? Wie konnte Firas dann noch knipsen und warum ließ sich der Beamte zuvor in den Arm nehmen?

Das Polizeipräsidium gab auf unsere detaillierte Nachfrage dazu bisher noch keine weitere Auskunft, will aber eine Stellungnahme nachliefern. Darauf hoffen wir, denn es geht um die Organisierte Kriminalität, eine Mafia, um es klar zu sagen, die ihre Macht mit allen Mitteln erweitert.

Das Selfie-Foto versinnbildlicht die grenzenlose Respektlosigkeit der Remmos und aller ihrer Brüder gegenüber dem demokratischen Staat, seinen Gesetzen und seinen Beamten. Sie lachen sich tot über die deutsche Polizei und ihre Deeskalation. Mit drastischen Worten artikulieren sie ihre Verachtung tagtäglich auf den Straßen von Neukölln.

Das Foto untergräbt außerdem auch vollkommen das Vertrauen der Bevölkerung darauf, dass dieser Staat energisch gegen die Organisierte Kriminalität vorgeht.

Niemals hätte es zu dieser Szene kommen dürfen. Und wenn es doch geschah, dann muss sich die Polizeipräsidentin dazu äußern und auch Konsequenzen ziehen, damit nie wieder ein solches Foto entstehen kann.

Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de

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