Die Entscheidung der Europäische Zentralbank, den Leitzins im Juli um 0,25 Prozentpunkte anzuheben, gleicht einer Verzweiflungstat. Aufgrund der hohen Inflation in Europa und der immensen Staatsverschuldung der südlichen Länder steckt die EZB in einer großen Zwickmühle. Ein Ende des Euros wird so immer wahrscheinlicher.
Die Zinswende ist endlich da! Ist sie das tatsächlich? Nach elf Jahren schickt sich die EZB an, zum allerersten Mal wieder die Zinsen zu erhöhen, und zwar um 25 Basispunkte auf – jetzt halten Sie sich fest – 0,25 Prozent. Kein Witz. Alleine diese Verzweiflungstat verdeutlicht, wie rat- und planlos die Währungshüter in Frankfurt sind.
Sie haben weder der historisch hohen Inflation noch den aktuellen Krisen etwas entgegenzusetzen. Der Grund ist einfach: Das Pulver wurde in den letzten Jahren komplett verschossen. Die Finanz-, die Euro- und zuletzt die Coronakrise haben die EZB immer weiter in die Ecke gedrängt. Parallel hat man angefangen, auch andere Themen wie die grüne Transformation mit dem Green Deal zu beackern. Die Antworten auf jeder dieser Krisen waren immer dieselben: Gelddrucken und Zinssenkungen. Diese Klaviatur wurde inflationär gespielt.
Das Ergebnis ist imposant, aber nicht gut: Durch das stetige Gelddrucken hat sich die Bilanz der EZB auf gigantische 8,81 Billionen Euro aufgebläht, was circa 84 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) der Eurozone entspricht.
Das Resultat ist eine historisch hohe Inflationsrate von 8,1 Prozent in der Eurozone. Zudem liegen 40 Prozent der Staatsschulden in der Bilanz der EZB. Parallel haben sich die Regierungen bis zur Halskrause verschuldet und benötigen die Inflation mehr als es der EZB recht ist, um ihre Schulden auf Kosten der Bürger zu entwerten. Denn die Bürger zahlen die Zeche durch steigende Preise, weil ihnen in der EU damit parallel die Kaufkraft immer weiter genommen wird.
Hand in Hand ist die Vermögenspreisblase mit der Bilanz der EZB in den letzten Jahren gestiegen. Aktien, Oldtimer, Kunstwerke, Immobilien usw. – alle sind in Euro weiter angeschwollen. Dies spiegelt lediglich den Kaufkraftverlust wider. Wer sich zum Beispiel vor zehn Jahren eine Immobilie gekauft hat, bekommt nun doppelt so viele Papierscheine für dasselbe Objekt – ob renoviert oder nicht. Die Immobilie ist weder auf die doppelte Größe gewachsen noch hat sich das Grundstück in seiner Größe verdoppelt, sondern es verdeutlicht lediglich, dass sich die Kaufkraft der Papierscheine der EZB im Wert halbiert haben und wir alle de facto Kaufkraft verloren haben.
Seit Einführung des Euros 2001 hat der Euro offiziell laut Statistischem Bundesamt über 35 Prozent an Kaufkraft verloren. Nimmt man aber einen objektiveren Gegenwert heran wie zum Beispiel den Goldpreis, sind wir bei über 90 Prozent Kaufkraftverlust, was der Realität doch um einiges näherkommt. Vor allem, wenn man sieht, wie sich die Immobilienpreise, Aktienmärkte usw. entwickelt haben. Die EZB hat damit planwirtschaftlich und sozialistisch organisiert die Reichen reicher gemacht – auf Kosten der ärmer werdenden Mittelschicht.
Wir haben nichts anderes gesehen wie den von mir prognostizierten größten Vermögenstransfer in der Geschichte der Menschheit von unten, der Mitte und oben nach ganz ganz oben in die Hände immer weniger. Dies ist der Cantillon Effekt, der leider wie geschmiert funktioniert. Die geradezu lächerliche geplante Zinserhöhung der EZB, die zaghaft und unsicher wirkt, wird weder der 8,1 Prozent Inflationsrate noch der Schuldenlast gerecht.
Die nächste Krise ist schon programmiert!
Wie immer hat die EZB zu spät und zu wenig reagiert. Sie kann die Zinsen gar nicht markant erhöhen, da sonst die Südstaaten Europas der Reihe nach umkippen würden.
Die EZB steckt in der Zwickmühle: Sie kann zwischen der Bekämpfung der Inflation wählen oder den Euro sowie die Südstaaten Europas zu retten und am Leben zu erhalten. Beides zusammen geht nicht. Es bahnt sich daher schon die nächste große Krise an.
Ein Blick auf die Staatsanleihen im Euroraum verdeutlichen das Dilemma: Schon jetzt klaffen die Staatsanleihen wieder weit auseinander. Italien muss aktuell 2,5 Prozent mehr Zinsen am Kapitalmarkt für neue Schulden berappen als Deutschland.
Das Problem: Für ein Land mit einer Schuldenquote von nahezu 150 Prozent zum BIP ist jeder Prozentpunkt schmerzhaft.
Die EZB befindet sich im Endspiel
In Deutschland sahen wir im Mai ein 50-Jahreshoch der Inflationsrate mit 7,9 Prozent. Dies alles auf den Krieg in der Ukraine zu schieben, ist zu einfach. Schon davor hatten wir deutlich über 5 Prozent Inflation.
In diesem Chart kann man gut erkennen, wie hohe Inflationsraten in der Vergangenheit mit steigenden Zinsen bekämpft wurden.
Dieses Mal hat die Europäische Notenbank das Problem, dass der Zins bei 0 Prozent liegt und damit der Spielraum der EZB in Frankfurt mehr als eingeschränkt ist. Aber dies ist nicht das einzige Problem: Wir haben zusätzlich noch Krieg in Europa, die Kollateralschäden der Corona-Krise wie z.B. kaputte Lieferketten, eine drohende Rezession und Lockdowns in China sowie eine Energiekrise, die teilweise durch eine falsche Energiewende selbst verursacht wurde.
All das spricht für eine bevorstehende, große Krise.
Die EZB muss sich also nun entscheiden zwischen Pest und Cholera: Bekämpft sie die Inflation und beendet damit das Währungsexperiment Euro, dann schickt sie die Zombiestaaten in den Bankrott. Rettet sie diese, riskiert sie eine Hyperinflation. Egal wie man es dreht und wendet, beides führt zum gleichen Ergebnis: dem Ende des Euros!