Auf ihrem langen Marsch durch die Institutionen hat die woke Kulturrevolution neue Dogmen und Tabus etabliert. Die Bewegung ist klar illiberal, doch nutzt sie geschickt die Sprachmaske von Toleranz und sozialer Gerechtigkeit, um kritische Stimmen zu diffamieren.
Man muss zunächst anerkennen, dass woke Menschen es zumeist gut meinen. Doch sie folgen einer Moralideologie mit manichäischen und maoistischen Zügen, die hochkomplexe soziopolitische Zusammenhänge auf eine simple Formel aus Unterdrückern und Unterdrückten reduziert. Andersdenkende gelten als moralisch schlecht und sollen kein Gehör finden. Als doktrinäre Strömung mit wenig philosophischem Tiefgang muss sie den öffentlichen Diskurs kontrollieren, was ihren Hyperfokus auf politisch korrekte Sprache erklärt.
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