2023 war für die Elektromobilität kein gutes Jahr. Autobauer schraubten ihre Ziele zurück, und hierzulande gingen die Zulassungszahlen zuletzt deutlich nach unten. Und ohne staatliche Hilfestellungen wird sich die Lage massiv verschlimmern, meint Frank-Thomas Wenzel.
Frankfurt am Main. Die Elektromobilität als „Motor der Mobilitätswende“ zu bezeichnen, war schon immer leicht schräg. Jetzt ist die Formulierung endgültig auf dem Schrottplatz der abgegriffen Sprachbilder gelandet. Weil sie auch inhaltlich nicht mehr stimmt. Im November ist der Marktanteil von Elektroflitzern bei den Neuzulassungen hierzulande auf 18 Prozent abgerutscht. Er liegt damit deutlich unter dem Vorjahreswert.
Dabei gab es im November sogar noch Kaufprämien, sie im Zuge der Haushaltskrise über Nacht von der Bundesregierung gestrichen worden sind. Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer erwartet, dass der Marktanteil in den nächsten zwei Jahren unter 10 Prozent fallen könnte: Die Bundesrepublik, die nach dem Willen der Politik „globale Leitmarkt“ für Stromer sein sollte, degeneriert zum elektromobilen Entwicklungsland. Aber wir sind mit unserer Misere nicht allein. In den USA werden die Marktprognosen für die Batteriewagen massiv gestutzt. Aus China werden erste Insolvenzen von E-Autobauern gemeldet. Die dortige einst hochgelobte Marke Nio bleibt weit unter ihren Absatzzielen und fährt notorisch Verluste ein.
Es zeigt sich: Auch das E-Auto ist kein Perpetuum mobile. Optimistische Prognosen gingen von erheblich schnelleren Fortschritten für das wichtigste Bauteil, die Batterie, aus. Doch sogar die E-Variante des knuddeligen Fiat 500 kostet immer noch mindestens 30.000 Euro.
Mit Innovationen ist das so eine Sache. Die berühmten Quantensprünge sind kaum vorhersagbar. Lange tut sich nichts, aber plötzlich geht alles ganz schnell. Von diesem Kipppunkt sind Stromer-Akkus noch weit entfernt.
Gebremst wird der Fortschritt überdies durch die Billigkonkurrenz der Verbrenner. Und die werden auch noch mit reichlich Subventionen (hierzulande: Dienstwagenbesteuerung, Pendlerpauschale) gepäppelt. Subventionen müssten aber für fossile Technik gestrichen und nur noch nachhaltigen Antrieben gewährt werden. Denn es braucht fast immer staatliche Hilfestellung, um dem Fortschritt Beine zu machen. Solange es aber so bleibt, wie es ist, wird der Durchbruch der E-Autos auf den berühmten Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben.
Frank-Thomas Wenzel ist Wirtschaftskorrespondent in Frankfurt am Main und Energieexperte des RND. Er schreibt an dieser Stelle im wöchentlichen Wechsel mit anderen über den grünen Umbau der Wirtschaft. Alle bisherigen Beiträge der Kolumne finden Sie hier.