Gunnar Schupelius

Bundeswehr braucht vor allem Anerkennung, nicht nur mehr Geld

03.03.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Soldaten der Bundeswehr bei einem Staatsbesuch 2018 in Berlin: „vernachlässigt und kaputtgespart“

Es fehlt an Männern und Frauen, die gerne ihren Dienst tun. Das ist kein Wunder, denn das Militär wird von Seiten der Politik seit mehr als 20 Jahren vernachlässigt und regelrecht mit Verachtung gestraft, meint Gunnar Schupelius.

Der Krieg gegen die Ukraine hat in Deutschland den Blick auf die Bundeswehr gelenkt. Die Regierung verspricht, das Militär mit zusätzlich 100 Milliarden Euro aufzurüsten. Deutschland soll endlich seinen Beitrag in die Nato einbringen, der in der Merkel-Ära immer zugesagt, aber nie geleistet wurde.

Das sind gute Nachrichten, doch mit Geld allein ist dem Heer, der Marine und der Luftwaffe nicht geholfen. Alle drei Waffengattungen brauchen qualifizierte Männer und Frauen, die gern ihren Dienst tun. An ihnen fehlt es und das hat einen Grund: Die Bundeswehr wird vonseiten der Politik seit mehr als 20 Jahren vernachlässigt und regelrecht mit Verachtung gestraft.

Diese destruktive Haltung wurde nicht nur von den linken Parteien eingenommen. Auch die CDU unter der Führung von Frau Merkel interessierte sich nicht mehr für die Wehrfähigkeit. Die FDP wiederum bestritt ihre Wahlkämpfe damit, den Abzug der atomaren Rüstung aus Deutschland zu fordern.

Im Juli 2021 verweigerte die Merkel-Regierung den heimkehrenden Soldaten aus Afghanistan die Ehrung. Abgeordnete des Bundestages mussten den Großen Zapfenstreich erzwingen.

Der damalige Regierende Bürgermeister Müller (SPD) wollte die Berliner Soldaten dennoch nicht empfangen. Damit stellte er sich in die Tradition seines Vorgängers Klaus Wowereit, der wiederholt nicht beim öffentlichen Gelöbnis der Rekruten erschien.

Die Berliner SPD beschloss im Frühjahr 2019, den Bildungs-Offizieren der Bundeswehr den Zugang zu Berlins Schulen zu verwehren. Der heutige Parteichef Raed Saleh verteidigte den Beschluss: „Ich möchte, dass an den Schulen die Achtung vor dem Leben gelehrt wird und nicht der Gang ans Maschinengewehr.“

Das war ehrenrührig und eine Beleidigung der Soldaten. Saleh kam damit durch.

Er bekam Applaus von Grünen und Linken. Diese Parteien erteilten der Bundeswehr im Corona-Herbst 2020 Hausverbot für das Gesundheitsamt Friedrichshain-Kreuzberg, wo Soldaten bei der Kontaktnachverfolgung helfen wollten.

Die Bundeswehr wurde von weiten Teilen der Politik moralisch unterhöhlt und regelrecht zum Paria der Gesellschaft degradiert. Das führte in Berlin dazu, dass Offiziere ihre Uniform ablegen, wenn sie mit der U-Bahn fahren, weil sie fürchten, beschimpft zu werden. Das führte dazu, dass es in der deutschen Hauptstadt nicht mehr zum guten Ton gehört, Soldat zu sein. So weit ist es gekommen.

Ein Afghanistan-Veteran sagte im letzten Sommer, er würde gern als „ganz normaler Mensch“ behandelt werden. Er habe sich „bewusst“ für den Beruf entschieden, um sich für sein Land einzusetzen, „für Frieden, Sicherheit und Ordnung“.

Dieser Einsatz muss endlich wieder gewürdigt werden. Sonst genügen auch 100 Milliarden Euro nicht, um aus der Bundeswehr wieder ein einsatzfähiges Militär zu machen, das Europa verteidigen kann.

Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de

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