Bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine war die Weltkonjunktur fragil. Krieg und Sanktionen führen nun zu einem Schock, analysiert Daniel Stelter.
Vordergründig spielt Russland keine wichtige Rolle in der globalen Ökonomie: kleiner als die Wirtschaft Italiens, technologisch rückständig und abhängig von Importen aus dem Westen. Dennoch hat der Krieg um die Ukraine das Potenzial, die Weltwirtschaft aus dem Tritt zu bringen, denn die Lage war schon vor dem russischen Angriff fragil.
Nur mit massiven staatlichen Ausgabenprogrammen und einer Liquiditätsflutung durch die Notenbanken war es gelungen, die Folgen der Coronapandemie zu überwinden.
Anhaltende Angebotsstörungen und die schon seit Jahren zu geringen Investitionen in die Erschließung neuer fossiler Energiequellen führten zu Inflationsdruck und der Erwartung steigender Zinsen. Die lange gegebenen Probleme – hohe Verschuldung, Blasenbildung an den Finanzmärkten, geringe Produktivitätsfortschritte, einsetzender demografischer Wandel – ließen das Szenario einer Stagflation realistisch erscheinen.