Stagnierende Erstimpfungen

Spahns Aktionswoche war ein Flop

20.09.2021
Lesedauer: 3 Minuten
Jens Spahn diskutiert auf einer Wahlkampfveranstaltung am vergangenen Freitag im rheinland-pfälzischen Kirchen (Sieg) mit Impfgegnern Foto: Rene Traut / imago images/Rene Traut

Mit besonderen Aktionen wollte Jens Spahn die stockende Impfkampagne neu beleben. Nach Ablauf der Woche spricht der Gesundheitsminister von einem Erfolg – doch die tatsächlichen Zahlen sind trist.

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ausgerufene Aktionswoche hat ihr Ziel verfehlt, die stockende Covid-19-Impfkampagne in Deutschland neu zu beleben.

Zwar erhöhte sich laut Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) die Zahl der Impfvorgänge in der abgelaufenen Woche leicht gegenüber der Vorwoche: von 1,29 auf 1,36 Millionen Dosen. Aber dies lag vor allem an deutlich mehr Auffrischungsimpfungen.

Dagegen verharrte die besonders wichtige Zahl der Erstimpfungen auf niedrigem Niveau. Bislang vermeldet das RKI knapp 510.000 Dosen für die Aktionswoche – gegenüber fast 518.000 Dosen in der Woche davor; es könnte aber noch Nachmeldungen geben. Zuletzt hatte es Mitte Februar so wenige Erstimpfungen innerhalb einer Woche gegeben.

Der Anteil der Erstgeimpften an der Bevölkerung nahm laut den RKI-Daten lediglich um 0,6 Prozentpunkte zu: von 66,5 auf 67,1 Prozent. Vollständig geimpft sind 63,1 Prozent; plus 0,9 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.

Chaotische Organisation

In der Impfaktionswoche – für die neben dem Bund auch Länder, Kommunen, der Handel sowie verschiedene Verbände und Organisationen ihre Unterstützung erklärt hatten – sollten unter dem Motto #HierWirdGeimpft Bürgerinnen und Bürgern im ganzen Land einfache Impfmöglichkeiten angeboten werden.

Dabei sollte auf Ungeimpfte gezielt zugegangen werden.

Doch offenbar war schon die Organisation der Impfwoche chaotisch. Auf einer Konferenz der Gesundheitsminister von Bund und Ländern vor zwei Wochen hatte Spahn das Projekt vorgestellt – und die Länder darum gebeten, sich mit Social-Media-tauglichen Impfaktionen bei ihm zurückzumelden.

Wenig später ermahnte der Minister seine Länderamtskollegen: Nur zwei Bundesländer hätten sich mit Ideen zurückgemeldet. In Ländern wie Brandenburg oder Bremen waren in der Impfwoche dann gar keine zusätzlichen Aktionen vorgesehen.

Spahn selbst bezeichnet die stagnierenden Zahlen als »Erfolg«. Vereine, Organisationen, Privatinitiativen und viele Freiwillige hätten rund 1500 Impfaktionen im gesamten Bundesgebiet auf die Beine gestellt, sagte der Minister den Zeitungen der Funke Mediengruppe. »Keinen weiteren Rückgang zu sehen, ist schon ein Erfolg.«

Spahn mutmaßte, von den rund 500.000 Erstimpfungen der vergangenen Woche dürfte etwa die Hälfte auf Aktionen zurückgehen. Wie ein weiterer Rückgang der Erstimpfungen nach dem Ende der Aktionswoche verhindert werden soll, sagte der CDU-Politiker nicht.

»Keinen weiteren Rückgang zu sehen, ist schon ein Erfolg.«

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

Mehr als 27 Millionen Menschen in Deutschland sind noch ungeimpft. Unter ihnen sind rund 18 Millionen Menschen, die älter als zwölf Jahre sind und für die bereits mindestens ein Impfstoff zugelassen ist.

Die Hersteller Biontech und Pfizer wollen demnächst auch für fünf- bis elfjährige Kinder die weltweite Zulassung ihres Impfstoffs Comirnaty beantragen; laut Studiendaten ist die Wirksamkeit ähnlich hoch wie bei Erwachsenen.

Spahn rechnet allerdings erst für das erste Quartal 2022 mit einer Zulassung in Deutschland – und bis zu einer Empfehlung durch die Ständige Impfkommission (Stiko) werde dann noch weitere Zeit vergehen. 

che

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