Nahostkonflikt

Dutzende Tote nach israelischen Luftschlägen im Libanon und im Gazastreifen

11.11.2024
Lesedauer: 4 Minuten
Palästinenser stehen in Dschabalia im Gazastreifen in den Trümmern ihres Hauses Foto: Omar Al-Qattaa / AFP

Israel kämpft weiter an mehreren Fronten. Im Libanon sollen bei Angriffen auch Kinder ums Leben gekommen sein, laut israelischer Armee waren Waffenlager der Hisbollah das Ziel. Die Hamas meldet ebenfalls mehrere Opfer.

Bei israelischen Angriffen im Libanon sind am Sonntag nach neuen Angaben der dortigen Behörden mindestens 38 Menschen getötet worden. Wie das Gesundheitsministerium in Beirut mitteilte, griff Israel unter anderem Ziele in der östlichen Region Baalbek, eine Hochburg der proiranischen Hisbollah-Miliz, an. Dabei seien in den Ortschaften Seghrin und Tschaat acht Menschen und in Serin und Bednajel vier weitere getötet worden. Zuvor hatte das libanesische Gesundheitsministerium bereits über einen israelischen Angriff auf die Ortschaft Almat nördlich von Beirut informiert. Dabei wurden den Angaben zufolge 23 Menschen, unter ihnen sieben Kinder, getötet. Zudem gab es laut Gesundheitsministerium sechs Verletzte. Die Zahl der Todesopfer drohte demnach weiter zu steigen: Es würden immer noch »menschliche Überreste« aus den Trümmern gezogen.

Zerstörung in Ain Baal im Libanon
 Foto: Kawnat Haju / AFP

Die Hisbollah hatte einen Tag nach dem Überfall der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit regelmäßigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Als Reaktion beschoss Israel Ziele im Nachbarland Libanon. Seit einigen Wochen hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Ziele der Hisbollah deutlich verstärkt und zudem Ende September auch Bodeneinsätze gegen Stellungen der proiranischen Miliz im Südlibanon begonnen.

Bericht von mindestens 32 Toten

Neben den Angriffen im Libanon gehen auch die Militäraktionen im Gazastreifen weiter. Bei einem israelischen Angriff auf ein Haus in Dschabalia wurden am Sonntag nach Angaben palästinensischer Sanitäter Dutzende Menschen getötet und verletzt. Anwohner berichten der Nachrichtenagentur Reuters zufolge, das getroffene Gebäude habe mindestens dreißig Personen beherbergt. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa und Hamas-Medien berichten von 32 Toten.

Israel meldet, es habe Truppen nach Dschabalia, Beit Lahija und Beit Hanun im Norden des Gazastreifens entsandt, um gegen Hamas-Kämpfer vorzugehen. Bei einem weiteren israelischen Luftangriff auf Gaza-Stadt wurden nach palästinensischen Angaben acht Mitglieder einer Familie getötet.

Auch in Syrien starben offenbar Menschen nach einem israelischen Angriff. Nach Angaben von Aktivisten wurden am Sonntag sieben Menschen getötet. Es habe außerdem mindestens 14 Verletzte gegeben, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Darunter sollen auch Frauen und Kinder gewesen sein. Bei dem Angriff auf den Ort Saida Zainab südlich der Hauptstadt Damaskus sei eine Wohnung in einem Gebäude getroffen worden. In dem Gebäude sollen Mitglieder der proiranischen Hisbollah und libanesische Familie gelebt haben, teilte die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien mit. Zuvor hatten die Aktivisten berichtet, dass zwei Hisbollah-Standorte getroffen worden seien.

Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht. Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien und will damit verhindern, dass Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Seit Beginn des Gazakriegs im vergangenen Jahr hat das israelische Militär die Angriffe verstärkt.

Forderung nach humanitärer Hilfe

Eine Suppenküche in Deir al-Balah
 Foto: Ramadan Abed / REUTERS

Angesichts der Warnungen internationaler Experten vor einer unmittelbar bevorstehenden Hungersnot im umkämpften Norden des Gazastreifens fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sofortige Hilfe. Die jüngste Einschätzung einer Initiative für die Analyse von Nahrungskrisen sei »zutiefst alarmierend«, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Plattform X. »Wir fordern eine sofortige Aufstockung und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe – vor allem Lebensmittel und Medikamente für schwere Unterernährung – innerhalb von Tagen, nicht Wochen.«

Die Warnung kommt kurz vor Ablauf einer von den USA am 13. Oktober gesetzten Frist von 30 Tagen, binnen derer Israel die humanitäre Lage im Gazastreifen verbessern müsse. Sonst könnte nach Darstellung der US-Regierung die Militärhilfe für ihren wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten eingeschränkt werden. Zwar hatte das US-Außenministerium am Montag zugestanden, dass Israel wichtige Schritte für mehr humanitäre Hilfe unternommen habe. Jedoch sei mehr nötig, um die Not der Menschen in dem dicht besiedelten – und nach mehr als einem Jahr Krieg weitgehend zerstörten – Küstengebiet zu lindern. 

npa/AFP/dpa/Reuters

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