Nach dem Ausscheiden der FDP aus der Bundesregierung will Kanzler Olaf Scholz im Januar die Vertrauensfrage stellen. Solange sollte der Kanzler aber nicht warten, meint BILD-Chefin Marion Horn.
Kanzler, mach den Weg frei! Scheitern ist keine Schande. Sie, Herr Scholz, haben es versucht, es hat nicht geklappt. Lassen Sie uns Wähler das Mandat der Macht neu vergeben. Und zwar so schnell wie irgend möglich.
Ich kenne Sie als einen anständigen Menschen. Ich glaube, Sie denken wirklich, dass nur Sie der Richtige sind für Deutschland. Vielleicht haben Sie sogar recht. Nur: Wir Deutschen glauben das eben schon ziemlich lange nicht mehr. Das sagt jede verdammte Umfrage seit April 2022.
Sie wollen vielleicht einfach nicht wahrhaben, dass wir Bürger uns abgewendet haben. Dass wir unter Ihrem Wahlkampfmotto „Respekt“ etwas anderes verstehen als Sie und Ihre Ampelreste. Nämlich Respekt vor dem kleinen Normal: seine Arbeit machen. Seine Kinder ordentlich erziehen, ihnen eine gute Bildung ermöglichen. Eine Wohnung finden, vielleicht ein Häuschen irgendwann. Anständig sein.
War das schwierig mit den Grünen und den Gelben in dieser unheilvollen Ehe zu dritt? Glaube ich sofort. Aber Sie haben uns Führung versprochen und Sie haben nicht geliefert. Wer die Hitze nicht verträgt, sollte die Küche verlassen.
Wenn Sie wirklich Respekt vor uns Wählern haben, dann hühnern Sie jetzt nicht bis Januar herum. Stellen Sie die Vertrauensfrage jetzt. Machen Sie jetzt sofort den Weg frei. Ziel: Neuwahlen so schnell wie irgend möglich.
Oder zocken Sie jetzt auch noch darauf, dass CDU-Merz sich an ein Misstrauensvotum nur herantrauen kann, wenn er bereit wäre, sich auch mit den Stimmen der AfD wählen zu lassen? Und dass er das halt nicht bringen kann, ohne seine Glaubwürdigkeit zu beschädigen?
Spielen Sie also mit uns, mit unserem Land?
Wissen Sie, Kanzler, wir haben eine Zukunftsregierung gewählt und Rückschritt bekommen. Die Wirtschaft schmiert auf eine Art und Weise ab, dass einem angst und bange ist.
Wir haben Respekt gewählt. Und erleben Niedertracht, Beleidigungen, hartes Nachtreten und öffentliche Gemeinheiten, die Trumpsche Ausmaße haben.
Wir haben Sicherheit gewählt. Und erleben beispiellose Straßenkriminalität, Gruppenvergewaltigungen, scheiternde Abschiebungen.
Wir Deutschen verlangen doch gar nicht so viel. Wir möchten in Sicherheit leben. Wir möchten Respekt dafür, dass wir fleißig sind und nicht, dass es dem Nachbarn, der nicht arbeitet, fast besser geht als einem selbst.
Machen Sie den Weg frei, Kanzler. Sie brauchen keine Angst vor uns Wählern zu haben.
Wir merken uns jetzt aber sehr genau, wem es wirklich um uns und unser Land geht. Und wer nur an sich selbst denkt und Zeit gewinnen will für seinen Wahlkampf.