"Er hat sich an Putin verkauft"

Vor laufenden Kameras – Mann attackiert Viktor Orbán

09.10.2024
Lesedauer: 3 Minuten
EU-Parlament: Ein Sicherheitsmann ringt den Angreifer (l.) zu Boden. (Quelle: Yves Herman/Reuters)

Während einer Pressekonferenz des ungarischen Staatschefs Viktor Orbán stürmt ein Mann zum Podium. In der Hand hält er ein Bündel. Sicherheitsleute überwältigen ihn.

Der ungarische Staatschef Viktor Orbán tut alles, was in seiner Macht steht, um der Europäischen Union zu schaden. Seit Jahren wettert er öffentlich gegen deren Institutionen, schimpft auf die Politiker in Brüssel und torpediert die Beschlüsse der EU-Staaten. Dabei ist Ungarn selbst Mitglied in der Union. Am Dienstag saß er im Pressekonferenzraum in Straßburg, als plötzlich ein Mann in Richtung des Podiums und den 61-jährigen Autokraten mit einem Stapel Papier attackierte. Dabei handelte es sich offenbar um ein Bündel Banknoten.

Bei dem Angreifer handelt es sich um Márton Gyekiczki, einen ungarischen Oppositionellen. Er wurde von Orbáns Sicherheitspersonal überwältigt, zu Boden gedrückt und wenig später aus dem Raum geführt. „Für wie viel haben Sie das Land verkauft? Für wie viel haben Sie das Land verraten, Herr Ministerpräsident?“, schrie Gyekiczki während des Angriffs auf Orbán. Und später, als er schon am Boden lag: „Er hat sich an Putin verkauft, er hat sich an Xi Jinping verkauft!“

Orbán blieb scheinbar gelassen. Er äußerte sich nicht zu dem Vorfall. Der ungarische Ministerpräsident, der ein Bewunderer des russischen Diktators Wladimir Putin ist und auch zu anderen autokratischen Regimen beste Beziehungen unterhält, wird am Mittwoch eine Rede vor dem EU-Parlament halten. Ungarn hat derzeit die sechsmonatige EU-Ratspräsidentschaft inne, die im Wechsel an die 27 Mitgliedsstaaten vergeben wird. Die Mitglieder des EU-Parlaments dürften sicherlich gespannt sein, was der Demokratieverächter Orbán ihnen am Mittwoch zu sagen hat.

Orbán: „Dann werden wir den Champagner öffnen“

In jüngster Zeit hat Orbán es geschafft, einige der rechtspopulistischen Parteien im Europäischen Parlament zu einer politischen Einheit zusammenzuführen. Inzwischen stellen die „Patrioten für Europa“ die drittgrößte Fraktion im Parlament. Unter ihrem Dach sind Parteien wie die französische Rassemblement National, die österreichische FPÖ oder Orbáns ungarische Fidesz-Partei versammelt. Gemeinsam ist ihnen eine ausgeprägte EU-Skepsis, eine ausländerfeindliche Einwanderungspolitik und Ablehnung von Klimaschutzmaßnahmen.

Orbán-Kritiker Márton Gyekiczki ist Mitglied der ungarischen Partei Demokratische Koalition (DK) und sitzt in einem Stadtrat in Ungarns Hauptstadt Budapest. Der DK-Vorsitzende und ehemalige ungarische Ministerpräsident Ference Gyurcsány schrieb später in sozialen Medien, er sei „stolz“ auf Gyekiczkis Aktion. „Wir werden es überall und immer sagen: Ungarn hat eine verräterische Regierung!“, so Gyurcsány.

Einen Vorgeschmack auf seine Rede am Mittwoch gab Orbán den anwesenden Journalisten schon bei der Pressekonferenz. Da lobte er den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump in höchsten Tönen und kündigte an, wenn dieser die US-Wahl am 5. November gewinnt, werde er das mit „ein paar Flaschen Champagner feiern“.

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