Tatsächlich ist das aber ein gutes Zeichen aus Sicht der E-Mobilität, war die Zahl vor fünf Jahren doch noch wesentlich höher
Trotz zahlreicher Unkenrufe ist Tesla weiterhin eine der stärksten E-Auto-Marken weltweit. Vor allem der US-Markt ist für den 2003 gegründeten Konzern weiterhin einer der wichtigsten. Allein im ersten Halbjahr 2024 konnte man auf dem Heimmarkt über 843.000 Autos verkaufen.
Umso überraschender klingt da eine neue Umfrage, dass 51 Prozent aller Tesla-Besitzer nach ihrem kurzen Ausflug in die E-Mobilität zurück auf einen Verbrenner wechseln. Lediglich rund ein Drittel, ganz genau 32 Prozent, bleiben zumindest dem E-Antrieb treu. Zehn Prozent entschieden sich für einen Hybrid-Antrieb und sechs Prozent für einen Plug-in-Hybriden.
Sieht man sich diese Zahlen zum ersten Mal an, könnte das die falschen Schlüsse zulassen. Tatsächlich waren die Wechselwilligen in den letzten Jahren wesentlich zahlreicher. Und ja, auch Kritik an der neuen Umfrage wurde ebenfalls bereits laut.
Verbesserungen nötig
2020 wurde eine ähnliche Umfrage vom US-Fachmagazin Edmunds durchgeführt. Damals meinten 76 Prozent der befragten Tesla-Besitzer, sie würden wieder auf ein Auto mit Verbrennungsmotor zurückkehren. Damals gaben lediglich neun Prozent an, zumindest weiterhin auf E-Mobilität zu setzen.
Tatsächlich zeigen laut Umfragen vor allem Tesla-Besitzer eine Neigung zum Ausstieg aus der Elektroauto-Landschaft. Diese Verschiebung in Richtung Treue zur neuen Antriebsmethode könnte ein Zeichen dafür sein, dass das Leben mit einem Elektrofahrzeug in den USA im Laufe der Jahre immer komfortabler und sicherer wird. Die aktuellen Zahlen zeigen jedoch auch, dass es weiterer Verbesserungen bedarf, um den Besitz eines Elektrofahrzeugs für die breite Bevölkerung attraktiver zu machen.
Hybrid keine Alternative
Eine weitere interessante Beobachtung der Umfrage ist, dass immer mehr Käufer ihre Teslas durch Elektrofahrzeuge anderer Hersteller ersetzen. Diese Verschiebung ist erklärbar, wenn man bedenkt, dass Tesla zunächst Vorreiter in Sachen Elektroautos war und nahezu keine ernstzunehmende Konkurrenz auf dem Markt bestand.
Mittlerweile ist der US-Autobauer zu einem Unternehmen geworden, das mit einer Vielzahl von Mitbewerbern im Mainstream-Segment konfrontiert ist, vor allem aus China. Weniger zu befürchten hat die Firma von Elon Musk den Bereich der Hybride und Plug-in-Hybride (PHEVs). Diese Antriebe sehen offenbar die wenigsten Tesla-Besitzer als Alternativen an.
Obwohl diese Fahrzeugtypen bei Neuwagenkäufern immer beliebter werden, scheinen sie für diejenigen, die bereits Erfahrung mit Elektrofahrzeugen haben, weniger attraktiv zu sein. Andererseits ist der Anteil der Tesla-Besitzer, die auf PHEVs umsteigen, viel höher als der Anteil des PHEV-Marktes insgesamt, wahrscheinlich weil diese ehemaligen E-Auto-Besitzer bereits mit den Herausforderungen des Aufladens der Fahrzeuge vertraut sind.
Denkfehler?
Kritik an der Studie gab es vom Fachmagazin Inside EVs. Sie hinterfragen die Ergebnisse von Edmunds deshalb, weil deren Zahlen vor allem von klassischen Autohändlern stammen. Wie man weiß, besitzt Tesla allerdings solche nicht. Der US-Hersteller verkauft seine Fahrzeuge über firmeneigene Geschäfte, die nicht im Datensatz von Edmunds enthalten sind. Der Autor von Inside EVs hat in einer Eigenrecherche festgestellt, dass in der Stichprobe Tesla-Besitzer fehlen, die auf neue Teslas umgestiegen sind, sowie diejenigen, die ihre Autos durch andere Hersteller ersetzt haben, die außerhalb der Händlernetze verkauft werden. Als Beispiel werden etwa Rivian oder Lucid erwähnt.
In einem neuen Video von EV Buyers Guide wird ein breiteres Bild gezeichnet und sofort fällt auf, dass unter Berücksichtigung aller Daten eindrucksvolle 70 Prozent der Tesla-Besitzer offenbar erneut zu einem Tesla greifen. Weitere zehn Prozent kaufen ein anderes E-Auto. In dieser Statistik wechseln lediglich 13 Prozent auf einen Verbrenner.
Einstiegsmodelle fehlen
Auf dem Weltmarkt steigt laut Umfragen die Zufriedenheit mit E-Autos unaufhörlich. Vor allem die neu verfügbaren Reichweiten sowie die steigende Ladeleistung werden von vielen Menschen positiver bewertet als noch vor ein paar Jahren. Das trifft aber vor allem auf Leute zu, die bereits in der E-Welt angekommen sind. Aufgrund wegbrechender Förderungen und einer vielerorts verzögerten Aufstockung der nötigen Infrastruktur, sind E-Autos beispielsweise in Deutschland derzeit ein Ladenhüter. Als Grund wird auch immer wieder genannt, dass günstige Einstiegsmodelle weiterhin fehlen. (aam, 19.8.2024)
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Update am 19.8.24, 9:50 Uhr
Absatz „Denkfehler?“ ergänzt.
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