Ismail Haniyyeh hat sich in Teheran aufgehalten, um der Vereidigung des neuen Präsidenten beizuwohnen. Nun wurde der politische Anführer der Hamas dort gezielt getötet. Das melden Iran und die palästinensische Terrormiliz.
Ismail Haniyyeh ist übereinstimmenden Berichten zufolge tot: Der politische Anführer der Hamas wurde in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet. Das melden sowohl die palästinensische Terrormiliz als auch Irans Revolutionswächter.
Haniyyeh sei infolge einer Attacke auf seine Residenz ums Leben gekommen, teilte die Hamas mit. Verantwortlich für den »verräterischen zionistischen Angriff« sei Israel.
- Aus Iran hieß es: »Heute Morgen wurde das Haus von Ismail Haniyyeh in Teheran angegriffen, wobei er und einer seiner Leibwächter ums Leben kamen. Die Ursache wird untersucht und in Kürze bekannt gegeben.« Der Oberste Nationale Sicherheitsrat soll in Kürze zu einer Sondersitzung zusammenkommen, bei der auch der Chef der Quds-Einheit teilnehmen soll; diese gehört zu den Revolutionswächtern und ist auf Auslandseinsätze spezialisiert.
- Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas verurteilte die gezielte Tötung; im Westjordanland soll es nun einen Generalstreik geben und Massendemonstrationen.
- US-Verteidigungsminister Lloyd Austin erklärte: »Wird Israel angegriffen, werden wir bei der Verteidigung helfen«. Gleichzeitig betonte er, dass sein Land nun daran arbeite, eine weitere Eskalation zu verhindern.
Haniyyeh hatte am Dienstag an der Amtseinführung des neuen iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian im Parlament in Teheran teilgenommen. Der als moderat geltende 69-Jährige nimmt damit offiziell die Amtsgeschäfte als neunter Präsident der Islamischen Republik auf. An der Vereidigungszeremonie nahmen nach iranischen Angaben hochrangige Vertreter aus 86 Ländern teil. Die meisten westlichen Länder hatten Pezeshkian weder zum Wahlsieg gratuliert noch standen ihre Vertreter auf der Gästeliste des Parlaments.
Haniyyeh war seit 2017 Vorsitzender des Politbüros der Hamas; 2021 wurde er vom sogenannten Schura-Rat für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Er galt als »übergreifender« Chef der islamistischen Hamas, während Yahya Sinwar Chef im Gazastreifen ist. Haniyyeh wurde 1963 im Flüchtlingslager Al-Schati geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf. Inzwischen führte er Berichten zufolge mit einem Teil seiner Familie ein Luxusleben in Katar .
Erst im April dieses Jahres wurden bei einem israelischen Luftschlag im Gazastreifen drei Söhne und drei Enkelkinder von Haniyyeh getötet. Er instrumentalisierte den Tod für den Kampf gegen Israel und sagte etwa, dass »alle Märtyrer Palästinas« seine Kinder seien.
Angriff auf Hisbollahs Nummer zwei erschüttert Beirut
Die Nachricht von Haniyyehs Tötung folgte wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dabei wurde nach Angaben der israelischen Armee Fuad Shukr getötet, ein ranghoher Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah. Die Hisbollah ist mit der Hamas im Gazastreifen verbündet, beide sind wiederum verbündet mit Israels Erzfeind Iran.
Seit dem Terrorüberfall der Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober greift die Hisbollah aus Solidarität mit der Hamas Ziele im Norden Israels an. Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.
aar/dop/Reuters/AFP/dpa