Marion Horn

Mehr Europa wagen und weniger Deutschsein

28.04.2024
Lesedauer: 2 Minuten
Die Flagge der Europäischen Union weht vor dem Gebäude des Europäischen Parlaments / Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Wir könnten so viel von unseren Nachbarn lernen

Man sagt uns Deutschen nach, dass wir entsetzliche Klugsch … sind. Stimmt leider. Wir glauben, es besser zu wissen als der Rest der Welt. Immer wieder, fast egal, worum es geht. Nur drei Beispiele:

Thema Fachkräftemangel: Deutsche Politiker diskutieren sich einen Wolf, ob man die Wirtschaft vielleicht doch retten kann, ohne länger und mehr zu arbeiten. Die meisten anderen Europäer arbeiten mehr als wir: die Polen rund 40 Stunden die Woche, die Griechen fast 41 und sie führen ab 1. Juli 2024 die Sechs-Tage-Woche ein. Wir schaffen nicht mal 35 Wochenstunden, und viele glauben jetzt ernsthaft, unser Land mit vier Arbeitstagen pro Woche (davon die Hälfte am besten im Homeoffice) nach vorn zu bringen. Absurd.

Thema Sicherheit: Länder wie Polen und Finnland und die baltischen Staaten zeigen klare Kante Richtung Putin. Aber wir Deutschen interpretieren Abschreckung inzwischen so, dass wir für uns rote Linien definieren („keine Kriegspartei werden“) statt für Aggressor Putin. Dabei hat der mehr als deutlich formuliert, dass er unser freies Europa zerstören will.

Thema Digitalisierung: Versuchen Sie mal, in einer deutschen Schule WLAN zu installieren. Oder noch verrückter: vom Lehrer per Mail zu erfahren, was Ihr krankes Kind an Stoff verpasst hat. Ukrainische Kinder, die mit ihren Müttern zu uns geflohen sind, wurden übrigens von Tag eins an ab 7 Uhr morgens digital unterrichtet.

Wir Deutschen sind gut beraten, unsere Arroganz in einen Koffer zu legen und den im Keller ganz nach hinten zu packen. Bescheidenheit und Lernbereitschaft stünden uns gut zu Gesicht. Sonst sind wir bald ein Gestern-Land, das eigentlich keine Rolle mehr spielt.

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