Millionen Deutsche heizen mit Gas. Müssen sie viel früher als bislang bekannt den teuren Umstieg bezahlen?
Die erste Großstadt macht Ernst und setzt das Heizgesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck (54, Grüne) vorzeitig um – mit massiven Folgen für Gaskunden!
Augsburg (knapp 300 000 Einwohner) möchte sein Gasnetz schrittweise stilllegen. Bereits in zehn Jahren sollen viele Haushalte kein Gas mehr erhalten. Ein Stadtwerke-Sprecher bestätigte BILD, man habe eine entsprechende Ankündigung an hunderte Firmen verschickt. Betroffen: auch große Wohngesellschaften.
Augsburgs Plan ist ein Doppel-Hammer für Haushalte mit Gas-Heizung. Sie sollen bereits 2035 auf Gas verzichten – zehn Jahre früher als das Heizgesetz vorsieht. Und: Selbst der Einbau einer neuen (Wasserstoff-tauglichen) Gas-Heizung bringt nichts.
Damit ist das Versprechen von SPD, Grünen und FDP aus dem Sommer 2023 hinfällig. Damals hatte die Ampel erklärt, künftig sei auch der Einbau moderner Gas-Heizungen weiter möglich.
Augsburg ist nur der Anfang. Habeck erwartet laut Strategiepapier, dass „Gasverteilernetze für die bisherige Erdgasversorgung in der derzeitigen Form und Umfang nicht mehr benötigt werden.“
Ähnlich sieht es der Stadtwerkeverband VKU: Es bestehe keine Planungssicherheit für Millionen Bürger! Laut VKU sind „etliche Rahmenbedingungen noch offen und finale Entscheidungen für alle Netzbetreiber daher schwierig“. Der VkU geht davon aus, dass sich die Zukunft „von Stadt zu Stadt, von Gasnetz zu Gasnetz, und von Strang zu Strang unterscheiden“ werde.
Die Grünen-Lobbygruppe Agora Energiewende sagte schon vor einem Jahr, dass „für über 90 Prozent der bestehenden Gasverteilnetze absehbar keine Verwendung mehr“ besteht.
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Foto: picture alliance/dpa
Alarm bei Hausbesitzern!
▶︎ Haus&Grund-Präsident Kai Warnecke (52) zu BILD: „Augsburg macht, was wir in Zukunft in ganz vielen Städten sehen werden. Dabei müssen Eigentümer doch wissen, womit sie künftig heizen können – nicht, was nicht mehr geht. Das schafft wieder massive Unsicherheit.“
▶︎ Für Mark Helfrich (45), energiepolitischer Sprecher der Unionsfraktion, will „grüne Politik“ die Gas-Infrastruktur so schnell wie irgend möglich stilllegen. Das lehne er entschieden ab. „Wer vorschnell das Ende von Gasnetzen verkündet, hintertreibt technologieoffene Lösungen mit Biogas und Wasserstoff.“
▶︎ FDP-Experte Michael Kruse (40) sagt dagegen: „Das Heizungsgesetz ermöglicht die Beimischung von sauberen Gasen schon heute.“ Die Stadtwerke seien schuld: „Wer das Netz auf dieser Basis abwickeln will, ist auf dem Holzweg und handelt nicht im Interesse der Kunden.“