Die hohen Energiepreise seien schuld an der Wirtschaftsschwäche, heißt es oft in der Bundesregierung. Eine neue IWF-Analyse zeigt: Diese Erzählung stimmt nicht. Das Land hat tiefer liegende Probleme.
Berlin. Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise. Als einziges G7-Land ist die deutsche Wirtschaft im Vorjahr geschrumpft. Auch in diesem Jahr wird die Bundesrepublik Wachstums-Schlusslicht sein. Schuld daran, so behaupten es Mitglieder der Bundesregierung immer wieder: die hohen Energiepreise infolge des Importstopps von russischem Gas nach Ausbruch des Ukrainekriegs.
Eine neue Analyse des Internationalen Währungsfonds (IWF) räumt nun mit dieser Erzählung auf. Nicht die Energiekrise ist demnach verantwortlich für das maue Wachstum.
Sicher hätten auch die stark gestiegenen Energiepreise infolge des Ukrainekriegs zu der hohen Inflation, damit zu geringerer Kaufkraft und zu schwächerem Wirtschaftswachstum beigetragen. Inzwischen seien die Gaspreise aber wieder auf das Niveau von 2018 gefallen, und trotzdem kämpfe die deutsche Wirtschaft mit Problemen.
Geschuldet sei das schwache deutsche Wachstum einer „Kombination aus vorübergehenden Faktoren, aber vor allem „einigen eher strukturellen Faktoren“, schreiben die IWF-Ökonomen in ihrer Analyse.
Neben dieser schlechten Nachricht gebe es aber auch eine gute: „Deutschlands Wachstumsmodell ist nicht irreparabel kaputt.“ Deutschland könne seine Probleme in den Griff bekommen – wenn die Politik zu mutigen Reformen bereit sei.