Gunnar Schupelius

Das dröhnende Schweigen der muslimischen Verbände

09.10.2023
Lesedauer: 3 Minuten
Ayman Mazyek, Vorsitzender des Zentralverbands der Muslime in Deutschland (ZMD) Foto: getty images

Hass gegen Israel und die Juden auf den Straßen von Berlin: Kein muslimischer Verband erhebt dagegen seine Stimme. Das lässt tief blicken, meint Gunnar Schupelius.

Radikale Muslime feierten in Neukölln die Massaker in Israel. Die ganze Stadt wandte sich angewidert ab. Politiker verurteilten die Hass-Demonstrationen gegen Israel.

Der Zentralverband der Muslime in Deutschland (ZMD) aber schwieg und schweigt noch. Das ist mehr als erstaunlich, denn der ZMD-Vorsitzende Aiman Mazyek ist nicht auf den Mund gefallen. Er äußert sich häufig, vor allem zum „antimuslimischen Rassismus“ in Deutschland.

Jetzt aber, wo der Hass auf Juden in Neukölln herausgebrüllt wird, schweigt Mazyek. Und nicht nur das: Auch zum Überfall auf Israel am Sonnabend gab es zunächst keine Stellungnahme.

Dabei handelte es sich bei den Mörderbanden ja um Islamisten, die einen sogenannten „Heiligen Krieg“ gegen Israel führen und dafür ihren Glauben als Rechtfertigung in Anspruch nehmen.

Wir fragten am Sonntag um 13.44 Uhr beim Zentralrat der Muslime telefonisch und per Mail an, wie das Schweigen zu erklären sei, erhielten aber keine Antwort. Dann erschien auf der Seite des Zentralrats eine knappe Mitteilung unter dem Titel: „Zur Eskalation im Nahen Osten“.

Dort heißt es: „Damit nicht noch mehr Opfer in der Zivilbevölkerung beklagt werden, müssen alle Seiten jetzt die Kampfhandlungen sofort einstellen.“ Was soll das heißen? Soll Israel seine Verteidigung gegen die Invasion der Hamas beenden?

Diese Erklärung des Zentralrats der Muslime ist mehr als naiv, sie ist ignorant, herzlos und unverschämt, weil sie die existenzielle Bedrohung der Juden unterschlägt. Zum Leid der durch die Hamas verschleppten, gefolterten und ermordeten Kinder, Frauen und Männer verlieren Mazyek und seine Leute kein Wort.

Zurück nach Berlin-Neukölln: Die Szenen, die sich dort am Sonnabend abspielten, waren zwar besonders abstoßend, aber kein neues Phänomen. Immer wieder gehen dort Anhänger derjenigen auf die Straßen, die Israel vernichten wollen.

Der Zentralrat der Muslime ignoriert das regelmäßig, zuletzt am Ostermontag, als Araber auf dem Hermannplatz die Hamas-Terroristen feierten, die den Süden Israels mal wieder mit einem Raketenhagel überzogen hatten.

Der Zentralrat ist dabei nicht der einzige muslimische Verband in Deutschland, der den offenen Hass auf Israel und die Juden nicht verurteilt, sondern geschehen lässt. Auch die Islamische Gemeinschaft Mili Görüs (IGMG) meldet sich nicht zu Wort, auch nicht die Deutsche Muslimische Gemeinschaft (DMG) und keine einzige Moscheegemeinde in Berlin.  

Sie alle hatten am 3. Oktober noch feierlich ihre Türen geöffnet und kämpfen gegen Islamophobie, aber offenbar nicht gegen Antisemitismus und den Hass auf Israel.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) formulierte es am Sonnabend im Nachrichtendienst X so: „Dröhnendes Schweigen der muslimischen Verbände zum Terror gegen Israel oder gar relativierende Worte“.

Özdemir, der selbst muslimischen Glaubens ist, fordert, „die Naivität im Umgang mit den islamischen Verbänden“ müsse „endlich enden!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de

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