Mit Klimaaktivistin Neubauer zusammen

WDR befasst sich mit der Beziehung von „Hart aber fair“-Moderator Klamroth

31.01.2023
Lesedauer: 6 Minuten
Moderator verschwieg ARD seine Liebe zu Luisa Neubauer Foto: FOCUS online/Wochit

Der WDR-Rundfunkrat kommt am Dienstag zu einer Sitzung zusammen. Das Thema: Die Beziehung von „Hart aber fair“-Moderator Louis Klamroth und Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Im Interview mit FOCUS online äußert sich CDU Politiker und WDR-Rundfunkrat Gregor Golland kritisch.

FOCUS online: Herr Golland, inzwischen hat der WDR eingeräumt, dass man vor Vertragsabschluss durch den neuen hart-aber-fair-Moderator Louis Klamroth über seine Beziehung zur Klimaaktivistin Luise Neubauer informiert wurde. Verstößt der Sender da nicht gegen die eigenen Compliance-Regeln ?

Golland: Darüber müssen Juristen urteilen, die sich die internen Compliance-Regeln nochmal anschauen sollten. Nicht gut ist jedoch der Umstand, dass die Kommunikation des Senders in dem Fall wenig transparent ausfiel. Zunächst musste man davon ausgehen, dass Herr Klamroth die Verantwortlichen erst über seine Partnerin informiert hat, als die schon nicht mehr zurück konnten. Dies hätte man viel früher gerade rücken müssen.

Wo sehen Sie den Interessenkonflikt genau?

Golland: Das liegt auf der Hand. Glauben Sie wirklich, dass ein Mann, der mit einer prominenten Klimaaktivistin liiert ist, gerade in Fragen des Umweltschutzes oder etlicher anderer drängender politischer Themen neutral moderieren kann? Zumal Frau Neubauer sich bis heute nicht klar von Extremisten und Gewalttätern bei den Protesten am Braunkohletagebau in Lützerath distanziert hat. Man sieht ja auch wie peinlich dem WDR diese Diskussion ist, und wie dünn die Kommentare aus dem Rundfunkhaus hierzu ausfallen. 

„ Aus meiner Sicht müsste der WDR den Vertrag mit Herrn Klamroth hinterfragen“

Gregor Golland beim Wahlkampf-Abend der Rhein-Erft-CDU in der Galerie am Schloss Brühl. Brühl, 19.04.2022 NRW Deutschlan
Gregor Golland ist CDU-Politiker in NRW und Mitglied des WDR-Rundfunkrats. Foto: IMAGO/Panama Pictures

Wie lautet ihre Forderung?

Golland: Aus meiner Sicht müsste der WDR den Vertrag mit Herrn Klamroth hinterfragen, wenn man sich an die eigenen Compliance-Regeln hält. Aber das ist ja nur ein Fall: Es sind so viele kleine Dinge, die das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Deswegen haben die CDU-Rundfunkräte – und zwar mit voller Rückendeckung der gesamten NRW-Landtagsfraktion – einen Brandbrief an den WDR-Intendanten Tom Buhrow geschrieben.

Gab es einen konkreten Anlass?

Golland: Auslöser war die menschenverachtende Hetze des WDR-Moderators Jean-Philipp Kindler gegen die Christdemokratische Partei, die er über seinen Instagram-Kanal verbreitet hatte. Da geht ein freier Mitarbeiter des größten öffentlich-rechtlichen Senders der ARD hin und propagiert puren Hass gegen eine demokratische Partei. Offen ruft er zum radikalem Kampf gegen die CDU auf. Tenor: Diese Scheiß-Partei müsse man bekämpfen, wo es ginge. Das geht gar nicht.

Der Mann gilt ja aber als Satiriker.

Golland: Kindler hat in seinem Video klar gemacht, dass es sich um keine Satire handelt. Das ist ja auch so ein gern gewählter Reflex. Immer, wenn es auf linker Seite eng wird, heißt es, dass es sich um Satire handele und solche Kommentare zur künstlerischen Freiheit gehörten. Denn Satire erlaube alles.

Das hat Kindler aber selbst ausgeschlossen. Dieser WDR-Mitarbeiter meint es bitter ernst. Man stelle sich mal vor, solche Hetze würde ein konservativer Künstler gegenüber den Grünen oder der SPD anbringen. Da wären wir vermutlich längst beim Staatsanwalt.

„Die Beiträge fallen oft einseitig aus. Da werden auch mal Fakten weggelassen, wenn sie nicht ins politische Portfolio passen“

Nun hat der WDR sich darauf zurückgezogen, dass es sich um eine private Äußerung Kindlers handelt; Damit habe man nichts zu tun. Hat der Sender Recht?

Golland: Das wird häufig behauptet, wenn es durch Mitarbeiter der öffentlichen-rechtlichen Rundfunkanstalten zu solchen verbalen Entgleisungen kommt. Das haben wir ja schon öfter erlebt. Herr Kindler hätte sicher nicht die mediale Reichweite, wäre er nicht über den WDR so bekannt geworden.

Deshalb kann sein Arbeitgeber nicht einfach argumentieren, er habe nichts mit diesen Diffamierungen zu tun. Schließlich ist der Mann im Radio und im Fernsehen für den Sender tätig. Zumindest wäre es geboten, dass der WDR sich in aller Form öffentlich von dieser Hetze distanziert.

Haben Sie den Eindruck, dass der Westdeutsche Rundfunk politisch einseitig berichtet?

Golland: Eine Umfrage in den Redaktionsstuben der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bei Volontären lässt eine starke Vorliebe für Rot-Rot-Grün erkennen. Demnach stehen gut 90 Prozent der öffentlich-rechtlichen Medienschaffenden eher links von der Mitte.

Dies schlägt sich eindeutig in der Berichterstattung nieder. Die Beiträge fallen allzu oft sehr einseitig aus. Da werden auch mal Fakten weggelassen, wenn sie nicht ins politische Portfolio passen.

Ich denke da an die ersten Beiträge des NDR über den Zug-Amokläufer in Schleswig-Holstein. Dass er ein palästinensischer Flüchtling war, wurde zunächst nicht berichtet. Und zwar mit dem Hinweis, dies diene dem Erhalt der Demokratie.

Was für ein Unfug. Aber genau solche Dinge führen zur aktuellen Akzeptanzkrise des ÖRR bei den Menschen. Die Leute wollen mehrheitlich kein Gendern, sie wollen nicht umerzogen werden und sie wollen auch keinen sogenannten Haltungsjournalismus, sondern objektive Informationen. Mehr neutrale Berichterstattung wäre gefragt, als tumbe Volkspädagogik. Die Bürger können selber denken und urteilen.

„Unsäglich. Fast eine Stunde lang durften teils gewalttätige Klima-Chaoten vor der Kamera gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung agitieren“

Sind GEZ-Gebühren vor diesem Hintergrund noch zeitgemäß?

Golland: Die Bürger und Bürgerinnen müssen GEZ-Gebühren zahlen. Ganz gleich, ob sie mit dem Programm einverstanden sind oder nicht. Die Akzeptanz dafür schwindet bei steigenden Beiträgen immer mehr. Die Menschen wünschen und erwarten aber eher das Gegenteil. Statt Gebührenerhöhungen sind strukturelle Reformen, wie von WDR-Intendant Tom Buhrow in die Diskussion gebracht, wohl angebracht und unvermeidlich. Auch in Hinblick auf Fairness gegenüber privaten Medienmachern, die ihr Geld am Markt verdienen müssen.

Selten ist die NRW-CDU den WDR in der Vergangenheit so kräftig angegangen wie heute. Haben Sie Bedenken, dass Ihre Partei dadurch Nachteile erfahren könnte?

Golland: Damit muss man leider rechnen, würde aber für eine falsche Fehlerkultur sprechen und die Kritik der CDU umso mehr bestärken und berechtigen.

Wie ist denn in der Fraktion die Lützerath-Berichterstattung des WDR aufgenommen worden ?

Golland: Das war unsäglich. Fast eine Stunde lang durften teils gewalttätige Klima-Chaoten vor der Kamera unter anderem gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung agitieren. Die größte Rundfunkanstalt der Republik bot ihnen eine öffentliche Bühne – ohne ernsthaftes Hinterfragen, Kommentieren oder Einordnen.

Man stelle sich mal vor, es würde sich um Querdenker, Reichsbürger oder Rechtsextremisten handeln, dann wäre der mediale Aufschrei enorm. Und zu Recht. Fazit: Weder rechten noch linken Extremisten sollten seriöse Medien ein ungefiltertes Forum bieten – vor allem die Öffentlich-Rechtlichen nicht.

Am 31. Januar soll Intendant Buhrow in der Rundfunkratssitzung Antworten liefern. Was muss sich ändern beim WDR?

Golland: Erstens: Im Sinne der vielen tausend anständigen und fleißigen Mitarbeiter ist es notwendig, die eigenen Compliance-Regeln stringent umzusetzen. Und zweitens braucht es nachhaltige strukturelle Reformen zur Sicherung der Finanzierung. Zum Dritten eine ausgewogene Berichterstattung, um Bindung und Akzeptanz der Leser, Zuschauer und Hörer zu bewahren.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version wurde es in der ersten Frage und der ersten Antwort als Tatsache bezeichnet, dass Moderator Louis Klamroth vor der Vertragsunterzeichnung mit dem WDR seine Beziehung zur Klimaaktivistin Luisa Neubauer verschwiegen habe. Dies stimmt nach Auskunft des WDR nicht und wurde deshalb angepasst.

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