Gunnar Schupelius

Bundesregierung will Bibeltext an der Schlosskuppel verhüllen

02.11.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Am Tambour unter der Kuppel auf dem Stadtschloss (Humboldt Forum) befindet sich die Bibel-Inschrift Foto: picture alliance/dpa

Die Kulturbeauftragte Claudia Roth hält die christlichen Symbole am Berliner Schloss für nicht weltoffen und deshalb für unangemessen. Dabei irrt sie gewaltig, meint Gunnar Schupelius.

An der Kuppel vom Berliner Stadtschloss sind Zitate aus der Bibel zu sehen. Sie befinden sich umlaufend am Tambour, in goldener Schrift auf blauem Grund.

Die Beauftragte der Bundesregie­rung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), will die Bibelworte dort verschwinden lassen und mit anderen Texten überschreiben. Es werde an einem „Kunstprojekt zur temporären Überblendung der rekonstruierten Inschrift mit alternativen, kommentierenden und reflektierenden Texten“ gearbeitet, schrieb sie der CDU/CSU-Fraktion auf deren Anfrage. Wie genau diese Texte aussehen sollen, schrieb sie nicht.

Die Bibelzitate wurden von König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) ausgewählt und im Jahr 2020 an der Kuppel rekonstruiert. Wörtlich heißt es dort: „Es ist in keinem andern Heil, (…) denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“

Von Anfang an rief die Inschrift Kritik hervor. Die christlichen Worte würden andere Religionen ausgrenzen, hieß es. Die staatliche „Stiftung Humboldtforum im Berliner Schloss“ stellte daraufhin neben der Kuppel auf der Dachterrasse eine Tafel mit diesem Text auf: „Alle Institutionen im Humboldt Forum distanzieren sich ausdrücklich von dem Alleingültigkeits- und Herrschaftsanspruch des Christentums, den die Inschrift zum Ausdruck bringt.“

Das reichte Claudia Roth nicht aus. Immer wieder betonte sie, die Bibelworte und das goldene Kreuz auf der Kuppel widersprächen der „Weltoffenheit“, die das Humboldt Forum auszeichne. „Da will ich ran“, sagte sie am 21. Februar 2022 in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“. Nun geht sie also ran und die Bibelworte werden „überblendet“.

Stimmt es, dass die Zitate den „Herrschaftsanspruch des Christentums“ dokumentieren? Nein, so sind sie ursprünglich nicht gemeint. Sie stammen aus dem Brief des Paulus an die Philipper (Phil 2,6-11). Er rief dazu auf, nur vor Christus zu knien und nicht vor dem römischen Kaiser.

Der katholische Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, sagte im Gespräch mit der B.Z., die Bibelworte seien auch heute noch so zu verstehen, nämlich „dass die Menschen sich nur vor Gott verbeugen und keiner irdischen Macht diese Ehre erweisen sollen“. Daraus spreche eine große Freiheit.

Es ist schon merkwürdig, wie die Bundesregierung unter der Führung von Claudia Roth gegen Worte zu Felde zieht, die seit 2000 Jahren in der Heiligen Schrift stehen und die sie offenbar gar nicht verstanden hat.

Das Stadtschloss wurde rekonstruiert, so wollte es der Bundestag. Doch kaum war es aufgebaut, wurde es bekämpft. Innen hat man jede Rekonstruktion untersagt und auch im Umfeld soll es die ursprüngliche Dekoration nicht mehr geben, sondern dafür ein indisches Tor.

Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de

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