Corona-Entwicklung in Portugal

Drosten „beunruhigt“ – und ohne „offensichtliche Erklärungen“

25.06.2022
Lesedauer: 3 Minuten
Virologe Christian Drosten äußerte sich zur neuen Corona-Welle in Portugal. © Kay Nietfeld / dpa

Wie geht es weiter mit dem Coronavirus in Deutschland? Die Blicke von Experten richten sich auf die Subvariante BA.5.

Berlin / München – Es ist der dritte Sommer mit dem Coronavirus in Deutschland – und der Blick richtet sich abermals auf eine neue Variante: BA.5. Experten sind sich einig, dass sich der Subtyp hierzulande durchsetzen wird – ähnlich wie in Portugal.

Die Corona-Varianten verdoppeln sich laut Robert-Koch-Institut wöchentlich. Ein starker Infektionsanstieg im Sommer in Deutschland ist möglich. Für den Virologen Christian Drosten ist die Entwicklung der Corona-Lage in Deutschland mit der Zunahme der Omikron-Subvariante BA.4 nicht überraschend. Ein Detail besorgt ihn jedoch.

Corona: Omikron-Subvariante BA.5 auf dem Vormarsch – Drosten von Entwicklung in Portugal „beunruhigt“

„Meine zu Frühlingsbeginn geäußerte Erwartung hat sich bestätigt. Wir erleben dieses Jahr keinen infektionsfreien Sommer, was aber zunächst nicht bedrohlich ist“, teilte der Leiter des Virologie-Instituts der Charité in Berlin auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Mit Stand vom 10. Juni 2022 liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland bei 318,7 – Tendenz steigend.

Gleichzeitig äußerte sich der Virologe auch mit besorgten Worten. „Etwas beunruhigt“ sei er von der Coronavirus-Entwicklung in Portugal. Dort stiege nicht nur die Inzidenz, sondern auch die Sterbefälle, so der Virologe weiter. „Dafür gibt es keine offensichtlichen Erklärungen, denn auch andere europäische Länder haben BA.5-Anstiege ohne Zunahme der Letalität“, führte er aus. Für mehr Klarheit müsse man noch etwas abwarten: „In einem Monat werden wir wissen, ob sich etwas Ähnliches auch bei uns einstellt.“ Die Subvariante BA.5 gilt als ansteckender, von der WHO wurde sie als „besorgniserregend“ eingestuft.

Corona im Herbst und Winter: Drosten erwartet „lang anhaltende Infektionswelle“

Mit Blick auf Herbst und Winter erwartet Drosten nach eigenen Worten „wieder eine lang anhaltende Infektionswelle“ mit ganz besonders vielen Arbeitsausfällen als Folge, wenn zwischenzeitlich keine Interventionen erfolgten. Ursächlich seien zwei Effekte:

  • „Erstens verlieren die größten Teile der Bevölkerung bis zum Herbst den Übertragungsschutz, zumal bei den jetzt zirkulierenden Varianten die Übertragbarkeit nochmals erhöht ist“, so Drosten.
  • „Zweitens wird die Politik wegen des erreichten Impferfolgs zunächst weniger Kontrollen anwenden“, fuhr er fort.

Es werde zu sehr vielen Fällen spätestens ab Oktober kommen, nimmt Drosten an. Dies könne sich, anders als bei einer schweren Grippewelle, wohl bis März hinziehen und personalsensitive Bereiche belasten. „Es wird schwierig sein, dies allein über eine Impfkampagne abzumildern“, erklärte der Virologe. Wer noch keinen Impfschutz habe, sollte „einmal mehr dazu ermutigt werden, das nachzuholen“. Mit ihrem Arzt über eine Auffrischung zu sprechen, riet Drosten Älteren und Menschen, die einer Risikogruppe zuzuordnen sind.

Corona: Winter und Herbst in Deutschland – Wann werden Vorkehrungen getroffen?

Die Forderungen nach zeitigen Vorkehrungen für den Herbst und Winter werden lauter. So rief beispielsweise Ärztepräsident Klaus Rheinhard das Bundesgesundheitsministerium um Karl Lauterbach (SPD) auf, jetzt Vorkehrungen mit den Ländern abzustimmen. „Wir sollten noch vor der Sommerpause eine Verständigung über die Ziele beschließen“, sagte indes Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt gegenüber Zeit.de. Konkretisiert werden könne das dann im September.

„Ich möchte verhindern, dass Länder, Kommunen, Schulen und Pflegeheime wieder erst Freitagnachmittag ein vom Bundesrat beschlossenes Maßnahmenpaket bekommen, das sie am Montag in Kraft setzen müssen“, führte sie aus. Nicht zuletzt hatte auch der Corona-Expertenrat eindringlich gewarnt – und drei Szenarien für Herbst und Winter veranschaulicht. (mbr mit Material von dpa)

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