Edwin Hardemann wurden im Glyphosat-Streit mit Bayer 25 Millionen Dollar zugesprochen. Seine Rechtsanwältin Aimee Wagstaff über den Fall und den weiteren Verlauf im Rechtsstreit.
Der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten fügte Bayer im Streit um den Unkrautvernichter Roundup (Wirkstoff: Glyphosat) am Dienstag eine herbe Niederlage zu. Der Konzern hatte Beschwerde gegen ein Urteil eingelegt, das dem Rentner Edwin Hardeman 25 Millionen Dollar zugesprochen hatte, da dessen Krebserkrankung aus Sicht der Geschworenen auf den Einsatz des ehemaligen Monsanto-Produkts zurückgehe, das seit der Übernahme des Saatgutherstellers zur Produktpallette der Leverkusener gehört. Bayer hatte gehofft, der Supreme Court würde sich der Unternehmensbeschwerde in einem Hauptsacheverfahren annehmen. Hätte der Konzern dort gewonnen, hätte dies eine Signalwirkung für Zehntausende weitere Verfahren gehabt. Doch die Verfassungsrichter lehnten es ab, sich mit dem Fall weiter zu beschäftigen.
WirtschaftsWoche: Frau Wagstaff, Sie haben Edwin Hardeman in den vergangenen Jahren juristisch vertreten. Mit der Entscheidung des Supreme Courts ist sein Fall nun beendet. Wie geht es ihrem Mandanten?
Aimee Wagstaff: Er freut sich natürlich, muss die Ereignisse aber erst einmal verarbeiten. Wir sind sehr zufrieden mit der Entscheidung des Supreme Courts und fühlen uns bestätigt.
Ihr Mandant hat einen Millionenbetrag zugesprochen bekommen. Jetzt da die letzten rechtlichen Hürden ausgeräumt sind: Wann rechnen Sie mit dem Geld?
Herr Hardeman hat bereits im vergangenen Jahr die Zahlung erhalten. Allerdings hat Monsanto ihm auch einen Brief geschrieben, dass sie das Geld zurückfordern würden, wenn sie vor dem Supreme Court Erfolg hätten. Diese Sorge ist nun aus der Welt.
Der Fall Hardeman ist beendet, aber der Rechtsstreit um Glyphosat ist noch nicht beendet. Bereits in der kommenden Woche könnte der Supreme Court die Entscheidung über einen weiteren Berufungsantrag des Konzerns gegen das Urteil im Fall Pilliod bekanntgegeben werden…
Wir erwarten da das gleiche Ergebnis wie im Fall Hardeman. Und dann dürfte das Kapitel Supreme Court auch beendet sein.
Sind Sie sicher? Angeblich bereitet Bayer bereits eine weitere Beschwerde vor…
Sie meinen den Fall Carson. Den hat Monsanto gewonnen und anschließend den Kläger bezahlt, damit er in Berufung geht. Ich gehe davon aus, dass das zuständige Berufungsgericht das erste Urteil aufheben wird. Vor dem Supreme Court hat aber auch dieser Fall keine Chance, selbst wenn Bayer ihn anrufen sollte.
Wie geht es auf der juristischen Seite dann weiter im Streit um Glyphosat?
Monsanto, und damit Bayer, stecken in enormen Schwierigkeiten. Erst vor wenigen Tagen hat ein Bundesgericht entschieden, dass die US-Umweltbehörde EPA die Risiken von Glyphosat für den Menschen erneut überprüfen muss. Die Behörde hatte 2020 erklärt, von dem Wirkstoff gehe keine Gefahr aus – ein Argument, den Bayer in den Prozessen sehr betont. Diese Verteidigung können sie nicht mehr einsetzen.
Wie wird der Dauerstreit dann enden?
Ich weiß nicht, was Bayer tun wird. Aber ein Vergleich wäre wohl die offensichtlichste Lösung.
Für Sie ist der Fall Hardeman ebenfalls beendet. Stehen für Sie weitere Prozesse gegen Bayer an?
Ja. Wie andere mit dem Thema befasste Kanzleien werden auch wir weiter prozessieren. Als nächstes stehen für uns Verfahren in St. Louis und San Francisco an.
Lesen Sie auch: Bayer und das Glyphosat – das war es nicht wert