Der Hitler-Attentäter als Vorbild: Soll es in Russland einen Regimewechsel geben und Putin entfernt werden? Das Recht auf Demokratie wird jedenfalls nicht herbeigebombt.
Soll es ein Stauffenberg richten? Es war nicht nur der amerikanische Senator Lindsey Graham, der gleichsam das Attentat auf Hitler als Vorbild zur Lösung des Ukrainekriegs ins Spiel brachte. Die – später relativierte – Äußerung von US-Präsident Biden, Putin könne nicht im Amt bleiben, hat wieder die im Grunde schon lange gestellte Frage aufgeworfen, wie denn das Ende von Putins Herrschaft herbeigeführt werden solle. Auch Graham rudert wenig später zurück: Putin gehöre ins Gefängnis.
Doch überrascht der Ruf nach einem Stauffenberg ohnehin insofern, als der kriegsversehrte Oberst am 20. Juli 1944 mit seinem Attentat bekanntlich scheiterte. Und es kam spät. Der Weg jedenfalls dieser Verschwörergruppe zum Anschlag war sehr lang – da spielen nicht nur lange diskutierte Fragen des Tyrannenmordes, des auf Hitler geleisteten Eides, des eigenen Überlebens, der Organisation des Anschlags wie einer neuen Regierung eine Rolle. Es war auch kein Zufall, dass dieses Attentat erst gewagt wurde, als der Krieg sich gewendet hatte und die Verbrechen des Regimes offenbarer wurden. Ein erfolgreicher „Führer“ und Feldherr, obgleich längst auch Verbrecher, wäre deutlich schwerer zu stürzen gewesen, zumal nicht wenige der Verschwörer vom 20. Juli, Stauffenberg inklusive, anfangs von der neuen Herrschaft begeistert waren.