DAX legt stark zu

Börse profitiert von Friedenshoffnung

09.03.2022
Lesedauer: 5 Minuten
Foto: tagesschau.de

Auf einmal ist alles anders: Hoffnungen auf eine Annäherung der Kriegsparteien in der Ukraine haben dem DAX den größten Tagesgewinn seit eineinhalb Jahren beschert.

Nach zwei Wochen Krieg gibt es erstmals Hoffnung, dass es zu einer Entspannung zwischen den Kriegsparteien kommen könnte. Die Aktienmärkte nahmen dieses Fünkchen Hoffnung dankbar auf. Der DAX sprang um 7,9 Prozent nach oben, das ist der höchste Tagesgewinn seit etwa eineinhalb Jahren.

Besonders die von der ukrainischen Seite kommunizierten Zugeständnisse im Vorfeld des morgigen Außenministertreffens zwischen der Ukraine und Russland ließen die Marktteilnehmer aufhorchen. Die Ukraine hatte vor dem Treffen im türkischen Antalya verlauten lassen, sich mit einem neutralen Status anfreunden zu können. Außerdem zeigte sie sich über die umstrittenen Gebiete in der Ostukraine gesprächsbereit. Laut Marktbeobachtern besteht somit eine mögliche Aussicht auf eine für den russischen Präsidenten Wladimir Putin gesichtswahrende Lösung. Die russische Führung sprach von „Fortschritten“ bei der Beilegung des Konflikts.

Die Stimmung wurde auch von Spekulationen auf ein Konjunkturpaket befeuert, das die EU-Staats- und Regierungschefs auf ihrem anstehenden Gipfel ankündigen könnten.

Die Wall Street hat ebenfalls mit klaren Aufschlägen eröffnet. Der Dow Jones gewinnt zur Stunde über zwei Prozent.

Nur zu gerne wollen die Anleger glauben, dass die schlimmste Eskalationsgefahr vorbei sei. Die weiterhin bestehenden Risiken blenden Investoren dabei erst einmal aus. So hatten die USA erst gestern ein Öl-Gas-Embargo gegen Russland angekündigt.

Ölpreis fällt zurück

Auch an den Rohstoffmärkten wirkten die Entspannungszeichen. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent rutschte am frühen Abend unter 120 Dollar. Die Auswirkungen des US-Embargos scheinen zudem begrenzt zu sein. Die Vereinigten Staaten hatten zuletzt lediglich 700.000 Barrel Erdöl aus Russland importiert. Die Bundesregierung hatte gestern einem Embargo von russischem Gas und Öl eine Absage erteilt.

Euro erholt, Gold nahe 2000 Dollar

Da die Risikoneigung aktuell wieder gestiegen ist, hat der US-Dollar als Fluchtwährung erst einmal ausgedient: Der Euro hat wieder die Marke von 1,10 Dollar überschritten. Gold, das ebenfalls als „Krisenwährung“ gesehen wird, wurde in den vergangenen Tagen immer teurer, am frühen Abend liegt der Goldpreis aber wieder nahe 2000 Dollar.

Adidas-Aktie trotz Russland-Belastung auf Höhenflug

Im DAX war die Aktie Adidas mit 13,6 Prozent Kursplus der größte Gewinner. Der Sportartikelkonzern rechnet durch seinen Rückzug aus Russland zwar mit bis zu 250 Millionen Euro weniger Umsatz. Konzernweit soll der Umsatz im laufenden Jahr trotzdem währungsbereinigt um elf bis 13 Prozent zulegen. Adidas peilt für 2022 einen Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft von 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro an. Im vergangenen Jahr hatte sich der Gewinn auf 1,49 Milliarden Euro gegenüber dem Corona-Jahr 2020 mehr als verdreifacht.

Uniper nach Abschreibung gefragt

Die Uniper-Aktie gewann im MDAX knapp 13 Prozent. Der Energiekonzern schreibt das Darlehen für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 komplett ab. Es hat inklusive Zinsen ein Volumen von 987 Millionen Euro. Dennoch hält Uniper an seinem Geschäftsausblick für das laufende Jahr fest. Die Abschreibung wird sich laut Uniper im ersten Quartal auf das berichtete Konzernergebnis auswirken, habe aber keinen Einfluss auf die bereinigten Ergebniszahlen. Zudem entfallen die damit verbundenen Zinserträge von rund 100 Millionen Euro pro Jahr für das Unternehmen. Für 2022 erwartet Uniper einen bereinigten Gewinn von 0,8 bis 1,1 Milliarden Euro.

Conti leidet unter Lieferproblemen

Chipmangel und Lieferengpässe haben Continental im vergangenen Jahr belastet. Während das Reifengeschäft und die Industriesparte Conti-Tech gut liefen, schrieb der Bereich Automotive rote Zahlen. Die Konzernbilanz für 2021 kann sich dennoch sehen lassen: Der Konzernumsatz wuchs um sechs Prozent auf rund 33,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich erzielte der DAX-Konzern einen Reingewinn von rund 1,5 Milliarden Euro nach einem Verlust im Vorjahr. Für dieses Jahr hält Conti wegen des Ukraine-Kriegs und der gestörten Lieferketten ein schlechteres Ergebnis für möglich.

Post liefert Rekordergebnis

Auch die Bilanz der Deutschen Post kam bei Anlegern und Analysten gut an. Der Paket-Boom in der Corona-Krise und der anziehende Welthandel haben der Post 2021 zu Rekordergebnissen verholfen. „Nie zuvor hat Deutsche Post DHL Group weltweit so viele Frachtgüter, Expresssendungen und Pakete transportiert“, so Post-Chef Frank Appel. Das DAX-Unternehmen steigerte seinen Umsatz von 66,8 auf 81,8 Milliarden Euro. Operativ verdiente der Konzern knapp acht Milliarden Euro. Die Dividende soll von 1,35 auf 1,80 Euro je Aktie steigen.

Pfandbriefbank über Erwartungen

Einen Kurssprung von ungewöhnlichen 19,6 Prozent verbuchte der Titel der Deutschen Pfandbriefbank aus dem SDAX. Der Gewerbeimmobilien-Spezialist hat sein Gewinnziel im zweiten Corona-Jahr auch dank einer verbesserten Wirtschaftslage klar übertroffen. Weil die Bank nicht in der Ukraine und in Russland engagiert ist, sieht Vorstandschef Andreas Arndt zudem bisher keinen Grund, an seinen Plänen für 2022 und die kommenden Jahre zu rütteln.

Über dieses Thema berichtete Börse Live auf tagesschau24 am 09. März 2022 um 09:15 Uhr.

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