70 Wohnungen und eine Firma wurden durchsucht: Mit einem Großaufgebot geht die Polizei in Nordrhein-Westfalen gegen falsche Impfpässe und -zertifikate vor. Gegen eine mutmaßliche Fälscherin – und zahlreiche Abnehmer.
Am frühen Dienstagmorgen haben rund 260 Polizisten im Rheinland 70 Wohnungen und eine Firma wegen gefälschter Impfpässe durchsucht. Hauptsächlich richteten sich die Ermittlungen gegen eine Arzthelferin, heißt es in einer Mitteilung der Kölner Staatsanwaltschaft. Die Arzthelferin stehe im Verdacht, Impfausweise und digitale Impfzertifikate gefälscht zu haben. Auch ihre Privatwohnung sei durchsucht worden.
Im Zusammenhang mit den Razzien hat die Ermittlungsgruppe »Stempel« laut Mitteilung bereits 59 potenzielle Abnehmer ermittelt. Darüber hinaus wird in 15 weiteren Verfahren ermittelt, in denen unter anderem unechte Impfausweise in Apotheken oder dem Arbeitgeber zur Digitalisierung vorgelegt worden sein sollen.
Insgesamt 77 Beschuldigte
Die Ermittlungsgruppe »Stempel« hatte bereits vor drei Wochen eine größere Durchsuchungsaktion gestartet. Damals waren gut 200 Polizisten im Einsatz und insgesamt 40 Wohnungen durchsucht worden – und mindestens eine Beschuldigte war an Covid-19 erkrankt, der es nach den Razzien körperlich auch schlecht ging.
Diesmal waren Ermittler in Köln, Leverkusen, dem Rhein-Erft-Kreis, dem Kreis Mettmann und im Oberbergischen Kreis unterwegs. Bei den aktuellen Durchsuchungen seien in verschiedenen Objekten zahlreiche gefälschte Impfpässe sichergestellt worden. Außerdem wurden Mobiltelefone als Beweismittel beschlagnahmt. Festnahmen habe es nicht gegeben. Es seien im Vorfeld der Aktion auch keine Haftbefehle beantragt worden.
Insgesamt haben die Ermittler 77 Beschuldigte im Alter zwischen 16 und 74 Jahren im Visier. Die Polizei geht gegen sie unter anderem wegen des Verdachts der Urkundenfälschung, der Herstellung unrichtiger Impfausweise sowie des Ausstellens unrichtiger Gesundheitszeugnisse vor.
apr/dpa