Viele Gläubige kehren der Kirche entsetzt den Rücken. Trotzdem findet der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer noch reichlich Worte, um die Unzahl an Missbrauchsfällen zu erklären. Nachdem ihm Empörung entgegen schlägt, rudert er zurück.
Man sollte meinen, nach all‘ den öffentlich gewordenen Fällen von Kindesmissbrauch in der Kirche, würde jeder Würdenträger seine Worte zum Thema sorgfältig wählen. Nicht so der konservative Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer. Er äußerte sich zu dem mehr als heiklen Thema während der Synodalversammlung in Frankfurt/Main derart, dass ihm helle Empörung entgegen schlug.
Voderholzer verwies in seinem Redebeitrag darauf, dass eine Strafrechtsreform von 1973 Kindesmissbrauch nicht mehr als Verbrechen gewertet habe „und zwar auf der Basis von sexualwissenschaftlichen Urteilen, die davon ausgehen, dass für die betroffenen Kinder und Jugendlichen die Vernehmungen wesentlich schlimmer sind als die im Grunde harmlosen Missbrauchsfälle“. Dies müsse berücksichtigt werden, wenn heute über das Verhalten der Kirche in den 1970er- und 80er-Jahre geurteilt wird, sagte Voderholzer.
Rudolf Voderholzer: Äußerungen lösen Entsetzen aus
Mehrere Delegierte verurteilten Voderholzers Äußerung scharf. So sagte der Bochumer Theologe Matthias Sellmann: „Ich bin Vater von drei Kindern und ich bin entsetzt, wenn ein Bischof der katholischen Kirche in Deutschland hier in dieser Öffentlichkeit sagt, die aufklärenden Gespräche mit Kindern seien schlimmer als der an sich harmlose sexuelle Missbrauch.“
Voderholzer meldete sich daraufhin noch einmal zu Wort und versicherte, er sei missverstanden worden. Er habe sich die damals verbreitete Auffassung gerade nicht zu eigen machen wollen. „Ich halte die Verharmlosung des sexuellen Missbrauchs für verheerend“, beteuerte er.
Zentralkomitee-Präsidentin begrüßt „Erklärung der Intention“
Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und Vorsitzende der Versammlung, Irme Stetter-Karp, sagte: Sie sei froh, dass er wenigstens versucht habe, seine Intention zu erklären. Andernfalls wäre seine Wortmeldung eine „Grenzverletzung dessen, was wir inhaltlich tolerieren wollen“, sagte Stetter-Karp.dho DPA