VW-Chef

„Wir könnten ein Verbrennerverbot bewältigen“

14.07.2021
Lesedauer: 3 Minuten
Die EU will ihre Klimapläne konkretisieren. Mit mehreren Gesetzen sollen die CO2-Emissionen drastisch reduziert werden. Eines scheint sicher: Das Aus der Verbrennermotoren wird kommen. Quelle: WELT/ Marco Reinke

VW-Chef Herbert Diess blickt der heutigen Klima-Entscheidung in Brüssel halbwegs gelassen entgegen. So oder so soll Volkswagen bis 2025 Weltmarktführer für Elektroautos werden. Daran werde auch ein Verbot von Neuwagen mit Benzin- oder Dieselmotoren nichts ändern.

Trotz drohender Verschärfungen der Klimaauflagen durch die Europäische Union (EU) hält der Volkswagen-Konzern zunächst an seinem Ziel fest, im Jahr 2030 jeden zweiten Neuwagen weltweit mit einem Elektromotor auszuliefern.

Diese 50 Prozent seien bereits eine Herausforderung, sagte Konzernchef Herbert Diess in Wolfsburg: „Wir glauben nicht, dass es viel Sinn ergibt, Lateinamerika und die Teile Chinas zu elektrifizieren, wo es viel Kohlestrom gibt. Elektromobilität ist nur da sinnvoll, wo genug Ökostrom verfügbar ist.“

Die EU-Kommission in Brüssel will heute ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Umsetzung ihres Green New Deal vorlegen, der auch weitere Verschärfungen für den Verkehrssektor vorsieht. Erwartet werden deutlich ambitioniertere CO2-Flottenziele für die Automobilhersteller, möglicherweise sogar eine Senkung des erlaubten Kohlendioxidausstoßes um 100 Prozent bis 2035. Das würde ein Verkaufsverbot für Neuwagen mit Verbrennungsmotor bedeuten.

Dazu sagte VW-Chef Diess: „Wir könnten ein Verbrennerverbot bewältigen.“ Das werde allerdings schwer, nicht nur für sein Unternehmen, sondern für die gesamte Industrie. Zuletzt hatten große Konkurrenten wie General Motors und Stellantis ihre Zeitpläne für die Umstellung auf Elektroantriebe beschleunigt. So soll die Stellantis-Marke Opel etwa bereits ab 2028 eine reine Elektroautomarke werden, Volvo peilt den kompletten Verbrenner-Ausstieg für 2030 an.

Diess bekräftigte, dass die Einführung der neuen E-Modelle weltweit nach Plan laufe. „Bis 2025 sollten wir eine gute Chance haben, Tesla zu überholen.“ Im noch immer sehr kleinen globalen Markt für Elektroautos ist der Konzern von Elon Musk bisher führend. VW will aber ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zum Weltmarktführer in dem Bereich aufsteigen. Derzeit verkauft der Konzern mehr als zehn Millionen Fahrzeuge pro Jahr, freilich noch weit überwiegend mit Benzin- oder Dieselmotoren.

Frank Schwope, Auto-Analyst der NordLB, sagt: „Volkswagen ist bei der Elektromobilität weiter als die meisten Mitbewerber.“ Fürs laufende Jahr traut er dem Konzern einen Absatz von bis zu 700.000 Elektroautos zu. „Im Jahr 2022 könnte der Volkswagen-Konzern dann auf Augenhöhe mit Tesla liegen.“

Gerade in den USA rechnen sich die Wolfsburger sehr gute Marktchancen für E-Autos aus. Der neue Kurs von Präsident Joe Biden verspricht massive Subventionen. „Bis 2030 sollten wir in den USA nahe an einen Marktanteil von zehn Prozent kommen“, sagte Diess. „Der Weg dahin ist die Elektrifizierung.“ Schwieriger wird es für VW in China, aus Sicht des Konzerns der „zweite Heimatmarkt“.

Dort strebe man einen ähnlich hohen Marktanteil bei Batterieautos an wie bei Verbrennern, so der VW-Chef. Der Konzern will künftig ohnehin nicht mehr nur am Verkauf von Neuwagen verdienen, sondern vor allem an Software, digitalen Diensten und am autonomen Fahren.

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