Top-Manager Wolfgang Reitzle hält Deutschlands Krisenmanagement für beschämend. Nicht nur versage das Land beim Impfen, große Teile der öffentlichen Hand seien ein Sanierungsfall. Ein regelrechter „failed state“ sei die Hauptstadt.
Scharfe Kritik an der Bundesregierung, ihrer Corona-Politik und dem wirtschaftlichen Zustand in Deutschland übt Wolfgang Reitzle, 72, Chairman von Linde, dem wertvollsten Dax-Konzern.
Im Interview mit WELT AM SONNTAG sagte Reitzle: „Nach fast 16 Jahren Merkel ist Deutschland in vielen Bereichen ein Sanierungsfall: Bürokratie im Faxzeitalter stecken geblieben, Digitalisierungsrückstand, kein schnelles Internet, massive Mängel in der Infrastruktur und marode Schulen sind nur einige Beispiele für Defizite, die für ein führendes Industrieland beschämend sind.“


Wolfgang Reitzle geht hart mit dem Krisenmanagement ins Gericht: „Der Staat beansprucht die Totalkontrolle über das Impfen und versagt kläglich.“ Quelle: Anne Gabriel-Jürgens
Weiter sagte Reitzle: „Der Staat beansprucht die Totalkontrolle über das Impfen und versagt kläglich – wie immer, wenn es um Effizienz und Geschwindigkeit geht. Unnötig viele Menschen sterben wegen der Unfähigkeit unseres überregulierten Behördenapparats.“
Ein schlechtes Zeugnis stellt er insbesondere der Bundeshauptstadt aus. „Berlin ist heute eine der wohl am schlechtesten regierten Hauptstädte Europas.
Das Wegschauen bei Kriminalität, das Zulassen von Hausbesetzungen und die Ausbreitung der Clankriminalität – wo immer man hinschaut: Berlin ist eine dysfunktionale Stadt, ein ,failed state‘.“