Bahnverkehr

Schnellster Zug der Welt – China zeigt die Serienversion einer 600 km/h-Magnetschwebebahn

20.07.2021
Lesedauer: 3 Minuten
Bislang existieren nur Versichtsstrecken für den Zug © CRRC / PR

Das Schienennetz für Hochgeschwindigkeitszüge in China umfasst 38.000 Kilometer, nun sollen lange Trassen für Magnetschwebebahnen folgen. Der erste Zug ist bereits fertig.

Im Jahr 2019 wurde ein Prototyp gezeigt, nun wurde der erste reguläre Zug in Qingdao in der ostchinesischen Provinz Shandong enthüllt. Der Hersteller, die China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC), rühmt das schnellste verfügbare Bodenfahrzeug als eine bahnbrechende wissenschaftliche und technologische Errungenschaft im Bereich des Schienenverkehrs in der Welt. Der Zug ist eine alleinige Entwicklung Chinas; er soll die Basis für eine neue Generation von Hochgeschwindigkeitszügen bilden.

Das ist eine bemerkenswerte Richtungsentscheidung, denn China hat bereits ein Hochgeschwindigkeitsnetz für Schienenfahrzeuge aufgebaut, die Magnetschwebbahnen benötigen ein eigenes Netz von Trassen. Laut staatlichen Angaben misst das Netz für Hochgeschwindigkeitszüge derzeit 38.000 Kilometer. Ein ebenfalls von der CRRC gebauter Schienenzug konnte eine Höchstgeschwindigkeit von 486,1 km/h erreichen.

Nur noch Luftwiderstand

Die Magnetschwebebahn wird ohne Kontakt zwischen Zug und Schiene mittels elektromagnetischer Kraft aufgehängt, angetrieben und geführt, der Widerstand kommt nur aus der Luft, sagte Liang Jianying, stellvertretender Generaldirektor und Chefingenieur von CRRC. Als neue Art des Hochgeschwindigkeitsverkehrs sei der Zug sicher, zuverlässig und habe eine geringe Lärmbelästigung, geringe Vibrationen, eine große Passagierkapazität und benötige weniger Wartung, sagte er. Er könne die Geschwindigkeitslücke zwischen Hochgeschwindigkeitszügen, deren maximale Betriebsgeschwindigkeit 350 km/h beträgt, und Flugzeugen, deren Reisegeschwindigkeit bei 800 bis 900 km/h liegt, schließen.

In Bezug auf die tatsächliche Reisezeit soll der Zug das schnellste Verkehrsmittel im Bereich bis zu 1500 km werden. Eine Reise von Peking nach Schanghai dauert mit dem Flugzeug etwa 2 Stunden, mit der Hochgeschwindigkeitsbahn 5,5 Stunden und wird mit der Magnetschwebebahn nur etwa 2,5 Stunden dauern, wenn man die Reisevorbereitungszeit berücksichtigt, so Liang.

Aufbau eines Netzes von Magnettrassen

Diese Züge sollen eine Direktive der Staatsführung umsetzen, die fordert, eine Reihe von „3-Stunden-Transportkreisen“ zwischen den Großstädten zu verwirklichen. Peking hat vor Kurzem ein intelligentes Verkehrsnetz mit bis zu neun Magnetschwebebahnlinien von je mehr als 1000 km Länge angekündigt. Doch auch wenn der erste Zug bereits fertiggestellt wurde, existiert noch keine einzige der geplanten Verbindungen. Die Züge werden auf Halde produziert, um bei Fertigstellung der Verbindungen einen regulären Zugbetrieb zu ermöglichen. Und das kann noch dauern, im Januar sagte der Chefingenieur Liang Jianying, dass der Zug in fünf bis zehn Jahren in Betrieb gehen wird.

In vielen Ländern führt die Bahn ein kümmerliches Dasein, aber sie ist eines der Felder, in der Peking die weltweite technologische Führerschaft anstrebt. Die Magnetschwebetechnik stößt das Tor zu Geschwindigkeiten auf, die mit schienengebundenen Systemen nicht erreicht werden können. Allerdings limitiert hier der wachsende Luftwiderstand eine wirtschaftlich vertretbare Geschwindigkeit. Diese Züge sind der erste Schritt zu einer echten Konkurrenz zum Flugverkehr.

China, USA und Südkorea arbeiten intensiv daran, Magnetschwebebahnen in Fast-Vakuum-Röhren laufen zu lassen. Dann würden die Züge ohne Luftwiderstand beschleunigen können, gleichzeitig soll Supraleitung bei immer höheren Temperaturen ermöglicht werden – beide Faktoren würden Reisen mit Geschwindigkeiten von 1000 km/h und mehr möglich machen. Da sie nur Strom benötigen, ist ein klimaneutraler Betrieb weit einfacher als im Luftverkehr. Dazu entfällt die Lärmbelästigung der Flugzeuge. Anders als Flughäfen könnten diese Züge im Zentrum der Stadt starten.

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