Inflation

Preise in den USA steigen im Oktober um 6,2 Prozent – Höchster Wert seit 31 Jahren

11.11.2021
Lesedauer: 4 Minuten
Benzinpreistafel in Kalifornien - Stärkster Preistreiber in den USA war im Oktober Energie, die sich um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuerte. (Foto: Reuters)

Preise in den USA steigen im Oktober um 6,2 Prozent – Höchster Wert seit 31 Jahren

Frankfurt Inflation in den USA steigt weiter. Im Oktober zogen die Verbraucherpreise in der weltgrößten Volkswirtschaft um 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch mitteilte. Dies ist der höchste Wert seit 31 Jahren.

Im September waren die Preise noch um 5,4 Prozent gestiegen. Experten hatten für Oktober einen Anstieg auf 5,8 Prozent erwartet. Die US-Notenbank Fed geht davon aus, dass die höhere Inflation vorübergehend ist und führt diese vor allem auf Faktoren durch die Pandemie zurück, wie etwa Lieferengpässe.

Ursprünglich hatte die Notenbank einen deutlichen Rückgang für 2022 vorhergesagt. Inzwischen ist sie vorsichtiger geworden. Fed-Chef Jerome Powell räumte zuletzt ein, dass unsicher ist, wie lange sich Lieferengpässe und andere pandemiebedingte Effekte niederschlagen.

Unter Ökonomen ist die Sicht der Fed umstritten. „Wieder liegt die Inflation deutlich höher als prognostiziert“, kommentierte der ökonomische Chefberater der Allianz, Mohamed El-Erian, die neuen Zahlen auf Twitter. „Das Herunterspielen der Inflation als ‚vorübergehend‘ wird zu einem realen wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Problem.“

Laut Commerzbank-Ökonom Christoph Balz nimmt nun der Druck auf die Fed zu, auf diese Entwicklungen zu reagieren. Erst vergangene Woche hatte sie angekündigt, ihre massiven Anleihekäufe schrittweise herunterzufahren. Aber auch der Leitzins von nahe null Prozent passt aus Sicht von Balz „immer weniger zu den wirtschaftlichen Rahmendaten“.

Entwicklung bei Mieten und kalkulatorische Mieten als Warnzeichen

Als Warnzeichen sieht er vor allem die hohen Steigerungen für Mieten und kalkulatorische Mieten. Diese machen etwa ein Drittel des Warenkorbs aus und verändern sich eher langsam. „Hier waren im September auffällig hohe Steigerungen zu verzeichnen, die sich im Oktober wiederholten. Damit war der September kein Ausreißer,“ schreibt Balz.

Die durchschnittlichen Mieten für den Hauptwohnsitz stiegen zum Beispiel um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Selbst wenn die Produktionsengpässe im Laufe des nächsten Jahres überwunden werden sollten und die Preise für einige derzeit besonders knappe Güter wieder sinken, geht Balz davon aus, dass der Preisdruck höher bleiben dürfte als vor der Pandemie.

Stärkster Preistreiber war im Oktober Energie, die sich um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuerte. Hier macht sich bemerkbar, dass der Ölpreis im vergangenen Jahr durch die Pandemie eingebrochen war. Im Vergleich zu den sehr niedrigen Vorjahreswerten liegt er nun entsprechend höher.

Die Preise für Nahrungsmittel stiegen um 5,3 Prozent. Rechnet man die besonders schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel heraus, lag der Preisanstieg bei 4,6 Prozent.

Zuletzt sind die aus Marktpreisen abgeleiteten Inflationserwartungen in den USA, aber auch in Europa deutlich gestiegen. Ein Grund dafür ist die Lage am US-Arbeitsmarkt. Ökonomen halten es für möglich, dass dort bereits im nächsten Jahr Vollbeschäftigung erreicht sein könnte.

Deutlich mehr neue Jobs als zuvor

Im Oktober sind rund 530.000 neue Jobs entstanden – und damit wieder deutlich mehr als zuvor. Viele Amerikaner, die sich in der Pandemie aus dem Arbeitsmarkt zurückgezogen hatten, sind bisher nicht zurückgekehrt. Dadurch wird es für Unternehmen immer schwieriger, Stellen zu besetzen, was sich bereits in stärker steigenden Löhnen niederschlägt.

Dadurch steigt das Risiko einer sogenannten Lohn-Preis-Spirale. Gemeint ist das Phänomen, dass sich Inflation und Löhne gegenseitig verstärken können, wenn die Tarifparteien höhere Preissteigerungen erwarten und deshalb höhere Löhne vereinbaren.

Investoren spekulieren daher bereits auf eine Zinserhöhung Mitte nächsten Jahres. Die meisten Fed-Vertreter haben bisher hingegen versucht, diese Erwartung zu dämpfen. Als Voraussetzung für eine Zinserhöhung gilt, dass die Fed zunächst ihre Wertpapierkäufe im Volumen von aktuell monatlich 120 Milliarden Dollar beendet. Am vergangenen Mittwoch hatte Fed-Chef Jerome Powell angekündigt, dass diese ab Mitte November schrittweise abgesenkt werden sollen.

Zunächst wird das Volumen der Anleihekäufe um zehn und das der Hypothekenpapiere um fünf Milliarden Dollar verringert werden. Die Operation soll im Dezember in gleichem Umfang wiederholt werden. Dieser im Fachjargon als Tapering bekannte Prozess der allmählichen Verringerung soll im nächsten Jahr abgeschlossen sein. Behält die Fed ihr Tempo bei, wäre das im Juni 2022 der Fall.

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