Untersuchung nach Lira-Absturz

Erdogan wittert Kursmanipulation

27.11.2021
Lesedauer: 2 Minuten
Präsident Erdogan sucht Schuldige: Türkischen Institutionen, die ihr Geld ins Ausland gebracht haben, droht jetzt eine Untersuchung. (Foto: picture alliance / AA)

Der türkische Präsident ringt weiterhin mit den Tücken der Ökonomie. Weil Erdogan der Ansicht ist, dass hohe Zinsen eine hohe Inflation verursachen und die Notenbank zu Senkungen zwingt, bringen Investoren ihr Kapital in Sicherheit. Nun sollen die „Manipulierer“ aufgespürt werden.

Nach den wiederholten Verlusten der türkischen Lira an den Devisenmärkten ordnet Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan eine Untersuchung wegen Kursmanipulation an. Erdogan habe mit der Untersuchung ein ihm unterstelltes Aufsichtsgremium beauftragt, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu. Die Prüfer sollen Institutionen identifizieren, die in großem Umfang ausländische Währungen gekauft hätten, und untersuchen, ob der Devisenhandel manipuliert worden sei. Seit Jahresbeginn hat die Lira rund 45 Prozent abgewertet. Die Talfahrt hatte sich in den zurückliegenden beiden Wochen beschleunigt.

Nach einer Rede von Erdogan, in der er die Zinssenkung der Notenbank auf 15 Prozent verteidigt hatte, hatte die Lira im Vergleich zum Dollar ein Rekordtief erreicht. Zeitweise wurden an den Märkten für einen Dollar bis zu 13,45 Lira gezahlt. Trotz einer Inflationsrate von fast 20 Prozent setzt Erdogan die Notenbank immer wieder mit der Forderung nach Zinssenkungen unter Druck. Er hatte gesagt, er werde nicht zulassen, dass die Bevölkerung von hohen Zinsen erdrückt werde.

Niedrige Einkommen besonders belastet

Ökonomen auch in der Türkei kritisieren die Zinssenkungen und fordern stattdessen Zinserhöhungen, um der Entwicklung entgegenzuwirken. Unternehmen warnen vor wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch den Lira-Absturz, der Importe deutlich verteuert und damit die Inflation anheizt. Die Entwicklung trifft besonders Verbraucher mit niedrigen Einkommen.

Die türkische Zentralbank hatte die Leitzinsen auf zuletzt 15 Prozent gesenkt – entgegen der gängigen Praxis, einer hohen Inflation mit einer Anhebung des Leitzinses zu begegnen. Erdogan ist hingegen der Ansicht, dass hohe Zinsen eine hohe Inflation verursachen. Kritiker monieren zudem, Staatspräsident Erdogan nehme Einfluss auf die Notenbank. Er hat die Führung in jüngerer Vergangenheit bereits mehrmals ausgetauscht.

Quelle: ntv.de, mau/rts

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