Die vierte Corona-Welle und Lieferengpässe schüren den Pessimismus der Unternehmen: Der ifo-Geschäftsklimaindex sinkt zum fünften Mal in Serie. Weiten Teilen der Wirtschaft geht es laut DIHK wieder ziemlich schlecht.
Die Unternehmen in Deutschland schätzen die Entwicklung der wirtschaftlichen Lage immer negativer ein. Der ifo-Geschäftsklimaindex, der auf der monatlichen Befragung von rund 9000 Führungskräften basiert, sank im November auf 96,5 Punkte – nach 97,7 Punkten im Oktober. Es war der fünfte Monat in Folge mit einem Rückgang, wie das ifo-Institut mitteilte.
„Lieferengpässe und die vierte Corona-Welle machen den Unternehmen zu schaffen“, sagte ifo-Präsident Clemens Fuest. Besonders die Erwartungen zur weiteren Entwicklung sind demnach immer mehr von Skepsis geprägt. Aber auch die Einschätzung der aktuellen Lage verschlechtert sich. Das zeigt sich in nahezu allen Teilbereichen der Wirtschaft – mit Ausnahme der Baubranche.
Corona wird wohl auch in den nächsten Monaten einer der bestimmenden Faktoren für die Wirtschaft werden, denn auch die Lieferengpässe hängen damit zusammen – darauf verweist der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Die Null-Covid-Strategie der chinesischen Regierung sorge dafür, dass immer wieder Teile von Häfen geschlossen werden – oder Produktionen eingestellt werden müssen. Selbst wenn es nur vereinzelt Fälle gibt.
„Ähnliches Szenario wie im Vorjahr“
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) schlug mit Blick auf die Folgen der stark gestiegenen Corona-Infektionszahlen bereits Alarm. „Höchststände an den Aktienmärkten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es weiten Teilen der deutschen Wirtschaft schon wieder ziemlich schlecht geht“, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian der Nachrichtenagentur dpa.
Viele Selbstständige, kleine Gewerbetreibende und Mittelständler erlebten für ihr eigenes Geschäft aktuell eher Abbruch als Aufbruch. „Mit der Absage von Weihnachtsmärkten, der Stornierung von Weihnachtsfeiern und Übernachtungen erleben ganze Branchen ein ähnliches Szenario wie im Vorjahr“, so Adrian. „Es trifft vor allem die, die normalerweise 30, 40 Prozent ihres Umsatzes oder mehr in diesen Wochen erzielen.“
Adrian sagte, es sei richtig, die Corona-Hilfen angesichts der dramatischen Lage noch einmal zu verlängern – der Bund will die bisher bis Jahresende befristete Überbrückungshilfe III Plus bis Ende März 2022 strecken. „Aber alle in der Wirtschaft wissen, dass das auf Dauer kein tragfähiges Wirtschaftsmodell ist.“
Regierung verlängert Kurzarbeiterregelung bis März
Für das laufende Schlussquartal des Jahres erwarten viele Experten nur noch ein sehr geringes Wachstum oder eine Stagnation der Wirtschaftsleistung in Deutschland. Einige prognostizieren sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts zum Jahresende. Einig sind sich die meisten Volkswirte bei ihren Befürchtungen für die nächsten Monate. Denn keiner der Belastungsfaktoren wie eben Corona, Materialengpässe, Lieferprobleme oder teure Energie dürfte in den nächsten Wochen einfach so verschwinden.
Auch vor diesem Hintergrund verlängerte die geschäftsführende Bundesregierung am Morgen die vereinfachten Regeln für die Nutzung der Kurzarbeit um weitere drei Monate bis Ende 2022. Das Kabinett billigte eine entsprechende Verordnung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Es gelten damit weiter niedrigere Hürden als vor der Corona-Krise, wenn Kurzarbeit angemeldet werden soll. Betriebe werden zudem finanziell entlastet, indem die Bundesagentur für Arbeit ihnen die Hälfte der Sozialbeiträge für Kurzarbeitende erstattet. „Damit geben wir in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten klare Perspektiven und tragen dazu bei, dass der Arbeitsmarkt gut durch den Winter kommt“, sagte Heil.Mit Informationen von Samir Ibrahim,
ARD-Börsenstudio
Über dieses Thema berichtete BR24 im Radio am 24. November 2021 um 11:04 Uhr.