Die Europäische Zentralbank (EZB) kauft seit Jahren Staatsanleihen in Billionenhöhe. Die Corona-Pandemie hat das Ausmass noch vergrössert. Selbst hochverschuldete Länder wie Italien und Griechenland geniessen grotesk niedrige Zinsen. Damit erhöht die Notenbank die Lust an der Verschuldung – und setzt fatale Anreize.
«Sie ist ein Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft.» So könnte man in Anlehnung an Goethes Faust das Wirken der Europäischen Zentralbank (EZB) zugespitzt zusammenfassen. Seit Jahren schirmt die Notenbank die Mitgliedstaaten der Währungsunion von «gerechten» Zinssätzen ab, nämlich jenen Sätzen, die quasi per Schwarmintelligenz an den Finanzmärkten ermittelt werden. Seit dem Beginn des Pandemie-Notfallkaufprogramms (PEPP) über bis zu 1850 Mrd. € entsprechen – zusammen mit den noch laufenden früheren Wertpapierkaufprogrammen – die Netto-Anleihekäufe der EZB (Bruttokäufe minus Tilgungen) den Netto-Anleiheemissionen der Euro-Staaten. Die Ökonomen der Commerzbank fassen das so zusammen: Die EZB finanziere faktisch die gesamten Haushaltsdefizite der Mitgliedstaaten. Das birgt enorme Sprengkraft für die Zukunft der Euro-