62 Fälle in Israel, 7 in Deutschland

Löst die Biontech-Impfung Herzprobleme aus?

Lesedauer: 3 Minuten
Eine Mitarbeiterin des Impfzentrums in Essen (NRW) bereit den Impfstoff von Biontech/Pfizer vor Foto: Fabian Strauch/dpa

Was der Hersteller sagt +++ Wie das Paul-Ehrlich-Institut die Lage einschätzt

Das israelische Gesundheitsministerium untersucht Fälle von Herzmuskelentzündung in Verbindung mit dem Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer. Es ist unklar, ob ein tatsächlicher Zusammenhang bestehen könnte – oder ob es sich um reine Zufälle handelt.

Hintergrund: Eine vorläufige Studie ermittelte in Israel 62 Fälle von Myokarditis bei mehr als 5 Millionen Geimpften, hauptsächlich nach der zweiten Dosis. Betroffen: vor allem Männer unter 30 Jahren.

Laut „The Times of Israel“ mussten 60 der Patienten stationär behandelt werden, konnten das Krankenhaus aber wieder gesund verlassen. Zwei der Patienten starben, eine 22-jährige Frau und ein 35-jähriger Mann. Sie seien bis zur Impfung gesund gewesen.

Was ist eine Myokarditis?

Eine Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels, die akut oder chronisch verläuft. Im Rahmen dieser Entzündung kommt es zu einer Schädigung von Herzmuskelzellen.

Häufig sind die Beschwerden zu Beginn unspezifisch. Im weiteren Verlauf können Symptome wie Herzklopfen oder Atembeschwerden auftreten. Die Ursachen sind vielfältig, So kann z.B. eine Infektion mit Bakterien oder Viren eine Myokarditis begünstigen.

▶︎Auch eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann eine Herzmuskelentzündung auslösen. Befällt das Virus die Muskelzellen, löst es einen direkten myokardialen Schaden aus. Dringen dann noch aktivierte T-Zellen in die infizierten Myozyten ein, kann die Folge eine Myokarditis sein.

Statistischen Untersuchungen zufolge werden in Deutschland jährlich 3500 Patienten mit schwer verlaufender Myokarditis in der Klinik behandelt.

Sieben Fälle in Deutschland

In Deutschland wurden insgesamt sieben Fälle von Myokarditis nach einer Biontech-Impfung gemeldet.

Eine Sprecherin des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) gegenüber BILD: „Die Patienten waren 23 bis 89 Jahre alt, alle Personen wurden mit Comirnaty (dem Impfstoff von Biontech, d. Red.) geimpft. Die Myokarditis trat wenige Stunden bis vier Tage nach der Impfung auf.“

In allen Fällen würden noch weitere Informationen für die Bewertung ausstehen, sodass noch keine abschließende Bewertung dieser Einzelfallberichte vorgenommen werden kann.

Ähnliche Zahl von Fällen in den vergangenen Jahren

▶︎ Auch in Israel ist noch unklar, ob die Anzahl der Personen mit Entzündung des Herzmuskelgewebes ungewöhnlich hoch sei und ob dies in Zusammenhang mit dem Vakzin stehe.

Ein Nachweis zwischen Erkrankung und Impfstoff sei schwierig, weil Myokarditis oft ohne Komplikationen ablaufe und durch eine Vielzahl von Viren verursacht werden könne.

Auch sei in Israel eine ähnliche Anzahl von Fällen in den vergangenen Jahren gemeldet worden!

„Wir können noch nicht sagen, ob es mehr Fälle als normal gibt oder ob es jährlich ähnliche Zahlen gibt und die Nähe zur Zweitimpfung nur ein Zufall ist. Die Bemühungen, mehr Daten zu sammeln, werden fortgesetzt“, heißt es in einem Bericht des dortigen Gesundheitsministeriums, der „The Times of Israel“ vorliegt.

Was sagt Biontech?

Auf Nachfrage von BILD erklärt Biontech: „Nebenwirkungen werden kontinuierlich und gründlich überprüft. Wir haben beim Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung kein höheres Aufkommen von Myokarditis-Fällen nach der Impfung mit unserem COVID-19-Impfstoff beobachtet. Ein kausaler Zusammenhang mit dem Impfstoff ist nicht nachgewiesen worden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise darauf, dass Myokarditis ein Risiko im Zusammenhang mit der Anwendung des Impfstoffs Pfizer/BNT COVID-19 darstellt.“

Und weiter: „Bis heute wurden weltweit mehr als 260 Millionen Dosen des COVID-19-Impfstoffs verabreicht. Es muss aber erwartet werden, dass schwerwiegende Erkrankungen, die nicht mit der Impfung in Verbindung stehen, aber zeitlich eng mit ihr zusammenhängen, bei geimpften Personen in einer ähnlichen Häufigkeit auftreten wie in der Gesamtbevölkerung.“

Bereits über 5 Millionen Menschen haben in Israel die zweite Impfung erhalten, rund 5,4 Millionen aller Israelis wurden einmal geimpft. Fast 60 Prozent der 9,3 Millionen Einwohner des Landes haben dabei bislang das Vakzin von BioNTech/Pfizer erhalten.

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