Katholische Kirche

Kirchenrechtler erheben Vorwürfe gegen Kardinal Marx

29.04.2021
Lesedauer: 2 Minuten
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa Kein Bundesverdienstkreuz, dafür neue Vorwürfe: Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising.

Der Münchner Erzbischof soll im Umgang mit Missbrauch im Bistum Trier seine Pflichten verletzt haben. Doch die konkrete Aufarbeitung der Geschehnisse steht noch aus.

So viel positive Resonanz hat Reinhard Marx wohl schon lange nicht mehr bekommen, zumindest nicht beim Thema Missbrauch. „Respekt!“, ruft der eine, „Hochachtung“, sagt der nächste. Das ist der Tenor aus dem Kreis von Betroffenen, nachdem der Münchner Kardinal den Bundespräsidenten gebeten hat, ihm nicht das Bundesverdienstkreuz zu verleihen.

Die Auszeichnung sollte Marx an diesem Freitag bekommen, etwa für sein Engagement für Flüchtlinge und gegen Populismus. Kaum war dies publik, wurde Protest laut von Missbrauchsbetroffenen: Solange nicht geklärt sei, ob auch Marx in früheren Jahren Missbrauch nicht konsequent aufgeklärt oder gar vertuscht habe, sei diese Ehrung nicht in Ordnung, hieß es aus Köln und Trier. Daraufhin verzichtete Marx aufs Verdienstkreuz, aus Rücksicht auf Missbrauchsbetroffene, wie er erklärte.

Kardinal Marx
Kein Bundesverdienstkreuz, dafür neue Vorwürfe: Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Inzwischen sieht er sich mit konkreten Vorwürfen konfrontiert, sie betreffen seine Zeit in Trier, wo er von 2002 bis Anfang 2008 Bischof war. Christ & Welt, eine Beilage der Zeit, berichtet über den Umgang der Bistumsspitze mit einem Pfarrer, der des Missbrauchs an Minderjährigen beschuldigt wird. Ausführlich wird dargelegt, was Marx 2006 als damals oberster Verantwortlicher im Bistum getan – oder unterlassen – habe. Nachdem Vorwürfe gegen den Pfarrer bistumsintern bekannt waren, habe Marx nicht die nötige kircheninterne Untersuchung veranlasst. Und das, obwohl der Geistliche die Taten bei den Ermittlungsbehörden in weiten Teilen zugegeben habe.

Die Zeit zitiert zwei Kirchenrechtsprofessoren, die Marx Pflichtverletzungen vorwerfen. Sie messen ihn an den kirchlichen Vorgaben, die jüngst im Rahmen des Missbrauchsgutachtens im Bistum Köln erarbeitet wurden. Bernhard Anuth von der Universität Tübingen und Thomas Schüller von der Universität Münster konstatieren: Marx als oberster Verantwortlicher habe es nicht nur unterlassen, kirchenrechtliche Untersuchungen anzustoßen. Er habe auch nicht veranlasst, dass dem Missbrauchsbetroffenen Hilfe angeboten werde und der Beschuldigte eine Therapie mache. Auch habe Marx den Missbrauchsverdacht nicht nach Rom gemeldet und nicht verhindert, dass der Pfarrer weiter Kontakt zu Kindern und Jugendlichen habe.

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