Kommunismus als Vorbild

Grüne Jugend warb mit Lenin-Propaganda

10.05.2021
Lesedauer: 3 Minuten
Die Grüne Jugend nutzte Propaganda-Plakate der kommunistischen Jugendorganisation „Komsomol“ aus den 1930er Jahren. Foto: Twitter, dpa/dpaweb

Sprecher: Erst BILD-Anfrage machte Partei auf Herkunft der Bilder aufmerksam

Sowjet-Skandal bei den Grünen?

Ende April veranstaltete die Grüne Jugend ihren alljährlichen Frühjahrskongress. Motto der Veranstaltung: „Many struggles, one fight (Viele Anstrengungen, ein Kampf) – Gerechtigkeitskongress 2021“. Dafür warben die Junggrünen mit mehreren Postern, die sie teils auf ihrer eigenen Homepage veröffentlichten und die zum Teil von Ortsverbänden veröffentlicht wurden.

Auf den Postern zu sehen: Eine hellhäutige Frau und ein dunkelhäutiger Mann in kämpferischer Pose. Einmal vor einer roten Flagge, einmal gemeinsam eine Fahne hochhaltend.

Doch irgendwie wirken Motive und Ästhetik (zumindest Geschichtsinteressierten) seltsam vertraut: Die Poster sind nicht neu!

Die Grüne Jugend hat sich für ihre Werbeposter bei zwei Propaganda-Plakaten des „Gesamtsowjetischen Leninschen Kommunistischen Jugendverbands – Komsomol“, der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), bedient. Das belegen BILD-Recherchen.

Das originale Propaganda-Plakat der Komsomol, welches die Grünen für ihr Poster als Vorlage nutzten
Das originale Propaganda-Plakat der Komsomol, welches die Grünen für ihr Poster als Vorlage nutzten Foto: Twitter
Das grüne Plakat passt formgenau in das der Kommunisten.
Die BILD-Grafik zeigt: Das grüne Plakat passt formgenau in das der Kommunisten. Foto: Twitter

Beide Poster stammen aus den 1930er Jahren – der Zeit des Stalin-Terrors, in der die KPdSU unter Diktator Josef Stalin Millionen angebliche Staatsfeinde verschleppte, in Gulags inhaftierte, gezielt verhungern ließ und zu Hunderttausenden exekutierte.

Während der Junge und das Mädchen auf einem der Komsomol-Plakate im Original zum Gründer der Sowjetunion, Wladimir Iljitsch Lenin, aufsehen, stammt das zweite Plakat von einer von Komsomol gegründeten Sportorganisation mit dem Namen „Bereit für Arbeit und Verteidigung der UdSSR“, kurz „GTO“. Diese wurde 1931 gegründet.

Doch warum bedient sich die Grüne Jugend bei den Werbeplakaten für ihren „Gerechtigkeitskongress“ ausgerechnet bei der Sowjetunion? Immerhin fielen dem Terror des Regimes Millionen Bürger der Sowjetrepubliken zum Opfer.

Grüne Jugend: Motiv-Herkunft war unbekannt

BILD fragte die Grünen Jugend zu dem Thema an. Die verblüffende Antwort: Man habe nicht gewusst, dass es sich um Motive der kommunistischen Jugend der Sowjetunion handele. „Wir wurden erst durch Ihre Mail darauf aufmerksam, dass besagte Organisation vor 90 Jahren ein ähnliches Motiv verwendet hatte“, so der Sprecher des Bundesverbands zu BILD.

Stattdessen habe man „einfach direkt das Motiv dieser Adobe-Stock-Sammlung verwendet“, die die beiden Fotos (ohne kommunistische Schriftzüge) unter dem Motto „Revolution Promoting Set“ kommerziell anbietet.

Auch dieses Motiv nutzten die Grünen für ihr Werbeplakat für den Frühjahrskongress
Auch dieses Motiv nutzten die Grünen für ihr Werbeplakat für den Frühjahrskongress Foto: Twitter

Der Sprecher der Grünen Jugend räumte gegenüber BILD ein: „Bei der Auswahl der Ästhetik haben wir es allerdings an der nötigen Sensibilität vermissen lassen. Wir haben die entsprechenden Posts deshalb gelöscht.“ Er betonte: „Daraus irgendwelche Sympathien für stalinistische Propaganda herzustellen, weisen wir entschieden zurück.“

Zu der Frage, weshalb die Grafiker der Grünen den jungen sowjetischen Mann in beiden kommunistischen Motiven zu einem Dunkelhäutigen machten, äußerte sich der Grünen-Sprecher nicht.

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