Weitere Corona-Regeln fallen

England nimmt nächste Kurve in die Freiheit

12.04.2021
Lesedauer: 4 Minuten
Nicht nur Frisöre, Pubs und Fitnessstudios: Auch der Londoner Thorpe Park darf wieder aufmachen. (Foto: REUTERS)

In England greift ab sofort der zweite Schritt des großen Lockerungs-Showdowns. Londoner trinken im Pub ihr erstes Bier, atmen auf und freuen sich des Lebens. Doch Premier Johnson impft seinen Landsleuten ein, dass die Rückkehr zur vollständigen Freiheit nur mit Vorsicht zu haben ist.

Frühschoppen mit Freunden, Shoppen im Klamottenladen und endlich mal wieder eine anständige Frisur – viele Menschen in England atmen seit dem Morgen auf. Denn dank der erfolgreichen Impfkampagne sind weitere Corona-Restriktionen aufgehoben worden. Pubs und Restaurants dürfen in Außenbereichen wieder Gäste bedienen, auch alle Geschäfte sowie Fitnessstudios dürfen wieder öffnen. Und der Friseur- oder Kosmetikbesuch ist auch wieder erlaubt.

Einige Pubs wollten keine Zeit verlieren und öffneten in der Nacht zum Montag um Schlag Mitternacht. Andere machten immerhin schon zur Frühstückszeit auf. Richard Newman, Arzt am Royal London Hospital, lässt sich die Gelegenheit auf ein bisschen Abwechslung im Pandemie-Alltag nicht entgehen. „Ich mache Nachtschichten im Krankenhaus“, erzählt der 32-Jährige, als er am Vormittag mit Freunden vor dem Pub „Half Moon“ im Londoner Osten steht, um sich ein Feierabend-Getränk zu gönnen.

„Hoffentlich ist dies das Ende des Lockdown, aber wer weiß“, sagt Newman zu den Ende März gestarteten schrittweisen Lockerungen der Corona-Restriktionen in England. Gerade greift der zweite Schritt. Er hofft jedenfalls auf „einen netten Sommer“, der endlich „ein bisschen Leben zurück nach London“ bringt.

Auf der für ihre Einkaufsmöglichkeiten bekannten Londoner Oxford Street stellten sich die ersten Kunden trotz kühler Temperaturen schon um 05.30 Uhr vor den Geschäften an. Mehrere Stunden harrten sie aus, um endlich wieder Waren selbst anfassen und Klamotten anprobieren zu können.

Boris Johnson will zum Friseur

Groß war auch der Andrang bei den Friseuren. Manche Salons machten ebenfalls schon um Mitternacht auf, damit Kunden sich ihre Lockdown-Matte in Form bringen lassen konnten. Auch dem für seinen Wuschelkopf bekannten Premierminister Boris Johnson geht das Chaos auf seinem Kopf zu weit. Er werde „so früh wie legal möglich“ zum Friseur gehen, erfuhr die „Sun“ aus Downing Street.

Das körperliche und geistige Wohlbefinden der Engländer dürfte sich auch dadurch verbessern, dass nun Hallenbäder, Fitnessstudios, Bibliotheken und Zoos wieder öffnen dürfen. In einem Freizeitbad in Stoke Newington, nördlich von London, sprang am Vormittag gleich eine Mannschaft Synchronschwimmerinnen ins Becken, um endlich wieder gemeinsam zu trainieren. Wem diese Abwechslungen noch nicht reichen, darf innerhalb Englands sogar reisen, wenn er sich in der Unterkunft selbst verpflegt. Die Buchungen für solche Urlaube haben deutlich zugenommen.

Johnson bezeichnete die neuen Lockerungen als „großen Schritt vorwärts in unserem Fahrplan zur Freiheit“. Es sei „eine riesige Erleichterung für die Inhaber von Geschäften, die so lange geschlossen bleiben mussten, und für alle anderen ist es eine Chance, wieder mal Dinge zu tun, die wir lieben und vermisst haben“. Zugleich erinnerte der Regierungschef die Menschen daran, dass die Corona-Pandemie noch nicht ausgestanden sei. Jeder müsse „sich weiter verantwortungsbewusst verhalten“. Das heißt unter anderem, die Briten sollen sich auf Aktivitäten im Freien konzentrieren.

Ab Mai sind Auslandsreisen im Visier

Auch Minister, Vertreter der Gesundheitsbehörden und Wissenschaftler warnen vor Selbstzufriedenheit wegen der schnellen Fortschritte des Corona-Impfprogramms. Mehr als 60 Prozent der Erwachsenen in Großbritannien haben zumindest die erste Impfdosis erhalten – deutlich mehr als in den Ländern der Europäischen Union.

Entsprechend hoch sind die Erwartungen, dass die Regierung den von ihr verkündeten vierstufigen Plan zur Lockerung der Corona-Restriktionen in England einhält. Die nächste Etappe – womöglich mit grünem Licht für Auslandsreisen – ist für den 17. Mai geplant, am 21. Juni sollen dann alle Restriktionen aufgehoben werden. Doch Johnson betont, dass er sein Vorgehen nicht nach Daten im Kalender, sondern nach wissenschaftlichen Vorgaben ausrichten wolle. Wenn die Engländer also nicht genug für die Eindämmung des Infektionsgeschehens tun, setzten sie ihre Rückkehr zur „Freiheit“ aufs Spiel.

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