#allesdichtmachen

Der „Tagesspiegel“ entschuldigt sich für „handwerkliche Fehler“

11.05.2021
Lesedauer: 2 Minuten
Die Diskussion über die Videoclip-Aktion „#allesdichtmachen“ geht weiter. Nach der zum Teil heftigen Kritik löschten einige Schauspieler ihre Clips. Doch es gibt auch Verständnis für die Aktion. Quelle: WELT/ Jana Wochnik

Der „Tagesspiegel“ hat seine Berichterstattung über die Aktion #allesdichtmachen einer kritischen Bewertung unterzogen. Dabei kam heraus, dass bei einer Recherche „handwerkliche Fehler“ unterlaufen seien.


Der Berliner „Tagesspiegel“ hat sich für „handwerkliche Fehler“ bei der Berichterstattung über die Aktion #allesdichtmachen entschuldigt. In einem ausführlichen Artikel hatte die Zeitung nachweisen wollen, dass hinter der Aktion von 53 Schauspielern ein „antidemokratisches Netzwerk“ steckt. Den Nachweis blieb der Artikel letztlich schuldig.

In einem selbstkritischen Artikel über die eigene Berichterstattung schreiben die Chefredakteure der Zeitung, man habe mit Recherchen „zahlreiche neue Hintergründe aufgezeigt“. Aber es seien auch „handwerkliche Fehler“ gemacht worden, für die man sich entschuldige.

So habe man den Mediziner Paul Brandenburg zu einer der zentralen Personen des vermeintlichen Netzwerks gemacht. Dazu schreiben die Chefredakteure jetzt: „Paul Brandenburg ist mehrfach in alternativen Medien aufgetreten, die auch Verbindungen zur Querdenker-Szene haben. Wir haben ihn mit Äußerungen aus diesen Auftritten zitiert und diese als ,antidemokratisch‘ bezeichnet. Dieser Begriff ist durch Brandenburgs Äußerungen nicht gedeckt. Online haben wir das korrigiert. Zudem haben wir Paul Brandenburg vor der Publikation nicht um eine Stellungnahme gebeten – eigentlich ein journalistisches Muss.“

An einer der Recherchen war ein vom „Tagesspiegel“ nicht näher erklärtes „Recherchenetzwerk Antischwurbler“ beteiligt. Auf eine WELT-Nachfrage, wer oder was das Netzwerk ist, kam keine Antwort. Nun heißt es: „Viele Leserinnen und Leser haben uns gefragt, wer sich dahinter verbirgt. Das Netzwerk ist eine Gruppe von derzeit acht Personen.“ Weiter heißt es: „Darunter befinden sich mehrere, die im vergangenen Jahr zunächst selbst Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen besucht haben, dort nach eigener Aussage über die Zusammensetzung der Teilnehmer erschraken. Zunehmend seien Symbole von Verschwörungsgläubigen und antisemitische Codes aufgetaucht, dazu Holocaustleugner, AfD-Politiker und Rechtsextreme.“

Weiter heißt es: „neben zwei Journalisten gehören zu der Gruppe auch eine Ärztin und ein Lehrer“. Aus Angst vor Racheakten wollten alle Mitglieder anonym bleiben, ihre Identität seien der Redaktion aber bekannt. Mit der Zusammenarbeit handelte sich der „Tagesspiegel“ den Vorwurf ein, die Trennlinie zwischen Journalismus und Aktivismus zu überschreiten.

Die Berichterstattung soll in einer Diskussion aufgearbeitet werden, die am Dienstag, 11. Mai, um 19 Uhr in einem Stream übertragen wird. Daran nehmen der Kolumnist Harald Martenstein, Joachim Huber, verantwortlich für die Medienseiten, Sascha Karberg, Leiter der „Tagesspiegel“-Wissensredaktion, und der Notfallmediziner Paul Brandenburg teil.

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